Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

62 Arma Coreth haus in der Neugasse beim Fleischhackertor60), aber die Klosterfrauen blieben vorläufig im ursprünglichen Gebäude. Offenbar war auch das neugekaufte Haus noch nicht für einen Klosterbau geeignet und so regelte erst ein Vergleich mit der Stadt am 17. April 1668 die Lage, demzufolge das Kloster von der Stadt vier Bürgerhäuser gegen das Erdödy’sche Haus eintauschte. Hier nun, auf dem Grund dieser Häuser legte Kaiser Leopold am 2. September 1668 den Grundstein zur Klosterkirche im Beisein des neuen Bischofs Laurentius Aidinger61). Baumeister von Kirche und Kloster ist wahrscheinlich der Karmeliter-Laienbruder Athanasius (Mar­tin Witwer) gewesen62 *). Mittlerweile hatte die Stifterin, entsprechend ihrer Absicht in dieser halb weltlichen, halb geistlichen Form im Kloster Aufnahme gefunden, nachdem zuvor ihre Schwester, die schon erwähnte Susanne Felizitas Löbl hier als Klosterfrau eingetreten war. Diese hatte auch die finanziellen Lasten des Hospizes der Beichtväter übernommen. Kaum waren die Kloster­frauen im Erdödy’schen Haus eingezogen, als schon im Herbst 1665 die ersten Schritte beim Kaiser, beim Bischof, bei der Stadt, in Rom gemacht wurden, um diese vorübergehend bewilligte Niederlassung der Patres zu einem männlichen Karmelitenkloster ausgestalten zu dürfen. Wieder leistete zwar die Stadt ihren Widerstand, auch der Bischof hatte Bedenken, doch der Kaiser gab schon am 4. Dezember seine Erlaubnis und nun war es der Provinzial P. Joseph a Cruz selbst, der dahinterstand. Am 6. April 1666 kauften die Karmeliter das Graf Nadasdy’sche Haus in der Ungargasse und im gleichen Sommer erlaubte der Kaiser, dieses Freihaus gegen den kaiserlichen Renthof in der Pognergasse zu vertauschen, wo begonnen werden sollte, Kloster und Kirche zu errichten66). Tatsächlich konnte aber wegen fortdauernder Schwierigkeiten, erst nach 1686 an den Bau des Klosters gegangen werden und der Grundstein zur Kirche wurde erst im Jahre 1697 gelegt. Diese achtjährige Gründungsgeschichte, welche hier absichtlich mit allen Details wiedergegeben wurde, läßt uns Wunder nehmen, welch große Hindernisse selbst in jener Zeit des monarchischen Absolutismus und bei so intensiver Förderung durch die Kaiserinmutter und den Kaiser selbst einer frommen Stiftung entgegenstanden. Charakteristisch für die Ein­stellung höfischer Protektoren ist das absolute Durchsetzenwollen außer- turlicher Privilegien, wobei die uns heute fremdartig anmutende Lebens­66) Urkunde im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, fehlt. Heute Herzog-Leopold- Str. 19—21. 61) Josef Mayer, Geschichte von Wiener Neustadt, III. Bd., S. 403; Aloys Gleich, Geschichte der k. k. Stadt Wienerisch-Neustadt, Wien 1808. Der irrtüm­lich angeführte Graf von Puecheim war damals noch nicht Bischof von Wiener- Neustadt. 62) Adolf Höggerl, Wiener Neustadt im Wandel der Zeit (1192—1918), Wr.-Neustadt 1936, S. 190. 66) Stadt-A. Serin. CXIX, 20—24.

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