Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 51 Maria Colomba a S. Theresia. Diese Bedingung bringt sie ausdrücklich und inständig vor und dies ist „ain auß denen firnemisten conticiones, so si be­gehrt vor ihr fundation und consolation“. Die Unterzeichnete Originalfassung dieser Bedingungen ist nicht datiert, die sicherlich später entstandene Übersetzung in gutes Latein trägt das mit dem Stiftsbrief übereinstimmende Datum 17. August 1662 21). Äußere Widerstände Die Hoffnungen auf die Linzer Gründung nahmen ein jähes Ende durch den Tod des Erzherzogs Leopold Wilhelm am 20. Nov. 1662. Denn ohne den fördernden Bischof machte nun das Passauer Konsistorium unüberbrück­bare Schwierigkeiten. Jetzt erst begann das Wiener Neustädter Projekt richtig aktuell zu werden und von nun an konzentrierten sich alle Kräfte auf dieses. P. Gerado di S. Luca, der optimistische Provinzial, schaltet sofort um. Er glaubt, daß der so gütige Bischof von Wiener Neustadt Johannes Thua- nus seine Zustimmung nicht verweigern werde, wenn die Kaiserin ihn darum ersuche. Sie könne dann sofort die Bewilligung des Hl. Vaters er­bitten, die für Linz geplant war22 23). Sr. Maria steckt sich hinter die Kaise­rin, um den Prior von Graz, P. Teodoro, eigens für die weiteren Verhand­lungen nach Wien zu bekommen2S) und die Stifterin Maria Euphrosina wird bewogen, im Stiftsbrief das Wort „Linz im Land ob der Enns“ in „Neustadt in Österreich“ durch Rasur abzuändern. Wieder ist Kaiserin Eleonora in vollem Schwung. Am 13. Jänner 1663 kann sie bereits Maria Colomba freudig mitteilen, daß sie an demselben Tage mit dem Bischof von Neustadt verhandelt und alle Schwierigkeiten, die er anfangs gesehen, überwunden habe. Die Kaiserin hat den Bischof so­weit beeinflußt, daß er ihr alle Vollmachten übergab bezüglich seiner epi- scopalen Rechte und vor allem mit der geistlichen Betreuung der Nonnen durch die Patres einverstanden war. Die Kaiserin versprach auch, selbst bei dem Bürgermeister der Stadt die Bewilligung zum Kauf des für das Kloster vorgesehenen Hauses einzuholen und alles mit dem Nuntius zu regeln24). Von diesem Augenblick an war tatsächlich mit der vollen Hilfe des alten Bi­schofs Johannes Thuanus zu rechnen. Er hat sich anscheinend persönlich für den Gedanken, ein Nonnenkloster in den Mauern seiner vom Feind be­drohten Stadt zu errichten, erwärmt und in seinem Gesuch an die Religiosen- kongregation, das er am 9. Februar bereits Unterzeichnete, bemerkte er, dies 21) Original deutsch LA.K1A. D, fol. 31—33; lat. Fassung ebenda fol. 28—29. 22) p. Gerardo an Eleonora, Augsburg, 6. Dezember 1662. LA.K1A. E, fol. 90. „Sor Maria Colomba mi serive, che cessa la speranza della fondazione di Lintz, ma ehe facilmente si pótra fare in Naistat. Ben credo, ehe quel buonissimo Vescovo non opporrä tante dificoltä, quante ha fatto il Consistorio del Ser'110 di santa memoria.“ 23) Ebenda und Eleonora an P. Gerardo s. d. (vor 11. November) ebenda fol. 78. 24) Or. Fam.A. fol. 20. 4*

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