Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815
Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 33 diener Ducret und dem Pensionisten Soudan, die sie in den von der Kommission bewohnten Hotel Marescalchi und Hotel Richelieu in der Rue de Montblanc nr. 32 versteckten67). Damit war die erste Phase der Tätigkeit der Restitutionskommission abgeschlossen; wenn ihr auch nicht der anfangs erhoffte rasche und durchgreifende Erfolg beschieden war, so hatte sie doch einiges erreicht. Außer den bereits durchgeführten zwei Aktentransporten und der Rückstellung wertvoller Handschriften war doch in den langen, zähen Verhandlungen der Boden vorbereitet worden für die Freigabe wesentlicher Teile der Wiener Archivbestände. Man fragt sich natürlich unwillkürlich, warum Österreich sich solange hat hinhalten lassen, da es auf seiner Seite nicht nur das Recht des Siegers, sondern auch jenes rein legale eines ratifizierten Vertrages hatte. Der Hauptgrund mag wohl der gewesen sein, daß man der Restauration in Frankreich möglichst entgegen- kommen wollte und ihre gewiß nicht leichte Position auf jede Weise zu stärken suchte. Daher auch der Auftrag des Kaisers, in der Rückführungsfrage jedes Aufsehen zu vermeiden und „mit aller möglichen Vorsicht und Verschwiegenheit diese Angelegenheit zu behandeln, welch letzteres der König von Frankreich verlangt hat, damit hiedurch zu einer Mißdeutung auch nicht der geringste Anlaß gegeben werde“ 68). Daß diese Delikatesse die österreichische Kommission beinahe in die Rolle des Bittenden drängte, war allerdings mit dieser Anordnung nicht bezweckt worden. Aus den Erfahrungen hatte man gelernt und in der zweiten Phase des Rückführungsgeschäftes war von den vorgenannten Rücksichtnahmen auf völlig unangebrachte französiche Empfindlichkeiten nicht mehr die Rede. Nachdem die Monarchen Österreichs, Preußens und Rußlands am 10. Juli 1815 neuerlich in Paris eingezogen waren, wurde die Kommission reaktiviert und ihr diesmal jeder Weg für eine rasche und reibungslose Durchführung ihrer Aufgabe von vornherein geebnet. Der Kaiser selbst hatte am 31. Juli an Metternich den Auftrag erteilt: „Da die zur Übernahme der mir traktatmäßig von Seite des Königs von Frankreich zurückzustellenden Kunstwerke, Bücher etc. bestimmten Individuen mit den hierauf Bezug habenden Verzeichnissen und Ausweisen sich bereits hier befinden, und nachdem vermöge des das vorigemal französischer Seite eingehaltenen Benehmens sich nicht erwarten läßt, Alles wieder zu erhalten, wenn nicht die in der Frage stehenden Gegenstände während meiner Anwesenheit in Paris übergeben und weggeführt werden können, so werden Sie unverzüglich an die französische Regierung das schriftliche Ansinnen wegen dieser Übergabe und Benennung hiezu von Seite derselben zu bestimmenden Individuen stellen. Die hierauf erfolgende Antwort werden Sie Mir sogleich vorlegen, um Meine Leute hiernach anweisen zu können“ 69). So konnte die Kommis6") St.K. Frankreich-Varia, K. 75, Nachträge 5) Berichte Ottenfels vom 6. 9. 15. P.S. 88) Ebenda, Varia, K. 74, Wien D. — Ah. Handschreiben vom 10. 6. 14. 69) Ebenda. Ah. Handschreiben an Metternich vom 31. 7. 15. Mitteilungen, Band 14 3