Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

REGELE, Oskar: Die Entwicklung der habsburgisch(-lothringischen) Militärdiplomatie

Die Entwicklung der habsburgisch (-lothringischen) Militär-Diplomatie 315 rung nach wirklich universeller, d. h. die Landesverteidigung einschlie­ßender Bildung aller zu diplomatischer Tätigkeit berufenen Personen. Wohl schon immer war man sich der Pflicht bewußt, weit vorausblickend Reibungen im diplomatischen Dienst auszuschalten und von Philipp von Mazedonien (359—336 a. Chr. n.) wird berichtet, er hätte eine Art Ritterakademie für den Staatsdienst eingerichtet, aus welcher Diplo­maten und Offiziere in einer Person hervorgingen. Somit stand schon vor mehr als 2000 Jahren ein Problem zur Diskussion, dem bis heute größte Bedeutung innewohnt. Erzherzog Carl, der mit den Außenministern seiner Zeit zu keinem Einvernehmen gelangte, schrieb, es „sollten die ersten Staatsmänner entweder richtige Begriffe von der Kriegswissen­schaft haben, oder diese durch ein unbeschränktes Vertrauen in den Mann ersetzen, dem die oberste Leitung des Heeres anvertraut wird.“ Radetzky hatte das Glück, sowohl mit Metternich als auch mit dem Fürsten Felix Schwarzenberg in vollster Harmonie arbeiten zu können, er anerkannte restlos den Primat der Politik und betonte, die Armee sei „die rechte Hand der Diplomatie“. Felix Schwarzenberg erklärte, „daß kein Diplomat eine klare Einsicht in die politische Lage eines großen Militärstaates gewinnen könne, ohne einen gründlichen Ein­blick in die militärischen Verhältnisse desselben zu besitzen und militäri­scher Kombinationen fähig zu sein oder mindestens einen in militärischen Dingen erfahrenen Gehilfen zur Seite zu haben.“ Feldmarschall Conrad beklagte sich darüber, daß die Diplomaten in militärischen Fragen oft unzureichend unterrichtet seien und wollte diesem Übelstand abhelfen, doch wurden seine diesbezüglichen Vorschläge nicht in Erwägung gezogen. Natürlich fehlte es auch nicht an Klagen von Seite der „zünftigen“ Diplo­maten, es mangle den Offizieren dann und wann am richtigen Einfühlen in die politisch-diplomatische Welt. Es mögen beide Recht gehabt haben. Entschlossen zog nach dem Jahre 1918 England die Lehren aus gleichen Erfahrungen und gründete sein „Imperial Defense College“, in welchem für Beamte verschiedenster Ressorts und für Offiziere Politik und Landes­verteidigung in engster Verknüpfung gelehrt werden. 1946 folgten die U.S.A. mit einer Hochschule für Diplomaten und Militärs. Diese Institute gelten als ein Beispiel, das gegenwärtig im Zeitalter integraler Landes­verteidigung auch für Kleinstaaten volle Gültigkeit hat. Quellen und Literatur. Kriegsarchiv Wien: Instruktion für einen, bei einer ausw. Gesandt­schaft zugeteilten Offizier d. Gen. Qu. M. Stabes (Mém. 11—168—1810); Dien- stes-Instruktion für die bei den k. k. Gesandtschaften zugeteilten Stabsoffiziere (1860); Dienstes-Instruktion für die bei den k. k. Missionen als Mil.-Attachés zugeteilten Offiziere (K. M. — 1868 — Präs. 25—4/4); Dienstinstruktion für die k. k. Mil. Bevollmächtigten und Mil. (Marine) Attachés (K. M. — 1873 — Präs. 47—38/1). — Kriegsarchiv W ien, Mil. Personaldokumente. — H. B e n e- d i k t, Der Pascha-Graf A. v. B o n n e v a 1, Graz-Köln 1960. — M. Braubach,

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