Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
210 Hanns Leo Mikoletzky Sie so platerdingen nicht aufhören, oder die Fabrick gar eingehen lassen wolten) solche mit guten Vortheilen blos gegen dem käuflich überlassen könten, daß Sie selbe unter dem allerhöchsten Namen forzuführen schuldig seyn solten“ 75). Toussaint wählte nun nach längerer Suche „und nachdem Se May. nicht länger mehr zuwartten wolten“ das Peißersche Kaufmannshaus (in Wien und Linz), das seinerseits Puechberg um ein Gutachten über die Vorteile einer eventuellen Erwerbung von Sassin ersuchte, und ihn auch, „wenn ich den Antrag für annehmlich fände, dabei vortheil- haft zu interessiren“ antrug. Ohne seinen Rat wagten sie nichts zu unternehmen. „Ich antworttete, daß der Toussaintische Antrag zwar schon ziemlich plausibel schiene; allein zu einer Unterhandlung mit demselben die gröste Circumspection erfordert würde, also zwar, daß Ich hirzu kaum ein- rathen könte, dafern aber die Herren 7 Proponenten ihr glück dabei gleichwohl versuchen wolten; so wäre sich auf die Art, die Ich gleich dazumahlen aushändigte, zubenehmen, wobei ich Ihnen anheimstelte, ob Sie mir all- dasjenige, was weiters Vorgehen würde, iederzeit communiciren, und ohne meinem Rath, und gutheissen nichts eingehen wolten, weil in solchen Fall ich mich dabei ebenfalls zu engagiren nicht entgegen wäre“ 76). Die Verhandlungen, die in der Hauptsache der schon genannte Johann Georg Schuller, „Handelsmann in Wien“, führte, zogen sich bis in den Januar 1754 „mit lauter Difficultaeten ..., worunter besonders jene war, daß unsere aufbringende waaren in Ansehung der Mauth nicht anderst, als die von Schwechat angesehen, und wir überhaupt dieser gleichgehalten werden solten“. Toussaint verstand es aber, die Aufnahmen dieser Bedingung in den Kontrakt zu verhindern, „weil die Fabrick den kayserlichen Namen behielte, die als solche noch gar nichts bezahlet, und dessen sich auch künftig die Käuffer zuerfreuen hätten“. Puechberg unterschreibt trotz schwersten Bedenken als „4ter Interessent“ den Vertrag. Doch zeigen sich bald die Folgen des Versäumnisses, denn Toussaint selbst ließ „unter der Hand der Haupt Mauth wieder allen guten Treuen und Glauben erinneren, das die Fabrick nicht mehr Ihro May. dem Kayser gehörte, sondern an particulares überlassen sey. Vielleicht hofte er dadurch der Companie die Fabrikatur, und ihren waaren-Verschleiss dergestalten zuerschwä- ren, das Sie ebenfalls nicht solte fortkomen können, damit seine vorher- gangene schlecht-und elende Administration (wobei Se May. bei einer Million eingebüsset haben dürften) durch das gegentheil nicht entdecket werden möchte“ 77). Da die meisten Gespinste und fast der ganze Halbcotton aus Österreich stammten und nur zu Druck und Ausfertigung über die March nach Sassin gebracht wurden, von da aber wieder nach Österreich zurück zum Verkauf gelangten, mußten dafür überflüssigerweise je7s) Puechberg, a. a. O., Bd. 2, fol. 226vf. 76) Puechberg, a. a. 0., Bd. 2, fol. 227v. 77) Puechberg, a. a. O., Bd. 2, fol. 232'' f. Vgl. dazu Mikoletzky, Franz Stephan von Lothringen als Wirtschaftspolitiker, a. a. O., S. S. 252 f.