Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan

196 Hanns Leo Mikoletzky Süßenbrunn bis herwerts schönkirchen, von schönkirchen bis Ebenthal, von Ebenthal bis Tresingen (Drösing), von Tresingen bis St. Johann, von St. Johann bis Brodska (Broczka), von Brodska bis Holitsch“ 25), wo acht Jahrmärkte gehalten wurden. Das Schloß war einst eine feste Burg gewesen, die aber in den Un­ruhen der Bocskay (f 1606) und Bethlen (+ 1629) stark verwüstet und beschädigt wurde. Ehe Franz Stephan es umbauen ließ, wird gesagt, daß es „zwar sehr klein und nichts weniger dann fürstlich, zu geschweigen kaiserlich erbauet ist, jedoch ville Bequemlichkeit hat“. Der seit 1763 als Schönbrunner Schloßinspektor und Baumeister tätige Thaddäus Adam Karner26), der eine Zeitlang in Holies als Architekt beschäftigt war, legt dann am 2. Juli 1758 — damals noch als „kais. Maurermeister“ “beziehungs­weise „Zimmerwarter“ bezeichnet — eine „Unterthänigste Relation Wie dermahlen das Kaysl. Schloss zu Hollitsch wider die etwann vorfallente Feindliche anfähle in Vertheidigungs-Stande gesetzet ist“, vor, aus der ersichtlich ist, daß es nicht nur auf seinen vier Bastionen 23 Kanonen besaß, sondern dazu auch „zur Devension die Benäthigte scharffe Kugell Badteronen“, „Kleine-Pulfer-Kellerl“ etc. besaß. Überdies „Seind die Schuß-Schartten oder Lünetten alle reparirt“ 27). Abgesehen von diesen wohl der reinen Konservierung dienenden Er­neuerungen ließ der Kaiser 1762 das Schloß gründlich überholen, wobei Mezzanin und erster Stock völlig verändert wurden. Das Gebäude bestand aus Kasematten unter dem Hof und dem Schloß, aus Zwischengeschoß und drei Stockwerken. Seine Hauptfront öffnete sich mit einem kleinen hinteren Ausbau und zwei Seitenflügeln nach Norden, ähnlich Schönbrunn um einen kleinen Ehrenhof gruppiert und eng von sechs schönen Gartenrabatten umgeben, in deren Mitte sich je ein kleiner Teich befand. Die breite, um das Schloß gelegte Terrasse mündete an den vier Enden in den trapezförmig angelegten Bastionen, zwischen denen sich die „Seitengebäus“ befanden. Das nördliche, rechts und links vom Hauptein­gang gelegene sogenannte Arsenal diente mit ungefähr 35 Räumen als Zeughaus, Munitionskammer, Gewehrzimmer, Bäckerei, Speisekammer, große und Brat-kuchl, für Postamt und Kapusch (Pförtner), als Wacht- zimmer und als Wohnung für die Büchsenspanner, Piquiers sowie für die Oberoffiziere, während in den östlichen Seitengebäuden die k. k. Leib­lakaien, die Kavaliersbedienten, Sommelierjungen, Burggrafendiener, die Hofmusici (bis zu 16 Personen) etc. in 23 Räumen untergebracht waren. 25) Poschakten 15. 26) Khevenhüller 1745—1749, S. 108 (zum 22. August 1746). — Über Thad­däus Adam Karner vgl. Julius Fleischer, Das kunstgeschichtliche Material der geheimen Kammerzahlamtsbücher in den staatlichen Archiven Wiens von 1705 bis 1790, in: Quellenschriften zur barocken Kunst in Österreich und Ungarn. 1. 1932, S. 17, 24, 84—87 u. a. 0. 27) Poschakten 15.

Next

/
Oldalképek
Tartalom