Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

HILLBRAND, Erich: Der Brückenkopf Wien im Ersten Weltkrieg

Der Brückenkopf Wien im Ersten Weltkrieg 141 barackén auf 17 18). Eines der größten Spitäler des Brückenkopfes Wien war das neuerrichtete, aus Baracken bestehende Kriegsspital in Grinzing. Um die Besatzung des Brückenkopfes sinnvoll zu beschäftigen, wurde im Jahre 1915 befohlen, die in Wien anwesenden Truppen zur Durch­führung einer Brennesselernte heranzuziehen. Die Brennesseln, von denen nur die Stengel einzusammeln waren, wurden an die Spinnerei Fiedler in Komorn abgeliefert, die aus ihnen Fasern für Stoffe herstellte ,8). Damit die Besatzung — über deren vorschriftswidriges Verhalten 19) und unordentliche Bekleidung 20) dauernd geklagt wurde — für den Ernst­fall genügend geschult sei, hielt man immer wieder Übungen2I) ab und führte Inspizierungen 22) für die Artillerie und Infanterie und auch Feuer­löschübungen 23) durch. Die Artillerieübungen fanden meist im Raume südlich von Wien statt, da sich dort der dafür geeignetste Raum bot24). Mit diesen Übungen begann man noch während der ersten Arbeiten zur Anlage des Brückenkopfes, jedoch blieb den Teilnehmern an diesen ersten Übungen das Betreten des Festungsbereiches bis auf weiteres strengstens verboten25). Die Arbeiten selbst durften durch die Übungen in keiner Weise behindert werden. Wie leicht verständlich, sammelten sich bei diesen Übungen stets Zuschauer aus der Bevölkerung an, weshalb im Jänner 1915 befohlen wurde, dies unbedingt zu verhindern und vor allem niemand bei den Dispositionsausgaben und den Besprechungen mithören zu lassen26). Im Februar 1915 bat die Gemeinde Stammersdorf, der durch die Er­richtung des Brückenkopfes an Weingärten und Feldern großer Schaden zugefügt worden war27), von größeren militärischen Übungen, die in die­sem Raume befohlen worden waren, abzusehen, oder zumindest nur bei gefrorenem Boden abzuhalten, damit die Saat geschont würde und die restlichen der Gemeinde verbliebenen Felder keinen Schaden erlitten. Die­sem Ansuchen wurde entsprochen28 * *), um die für die Ernährung der Be­völkerung dringend nötige Ernte nicht zu gefährden. 17) NF Fasz. 1540, Op. Nr. 814 vom 30. 11. 1914. 18) NF Fasz. 1533, Inspizierungskommando-Bef. Nr. 133 vom 26. 8. 1915 und Nr. 134 vom 27. 8. 1915. a») NF Fasz. 1533, BKK Res.Nr. 71 vom 7. 9. 1914. 20) NF Fasz. 1544. 21) NF Fasz. 1533, BKK-Bef. Nr. 14 vom 1. 2. 1915 und Nr. 83 vom 11. 7. 1915. 22) NF Fasz. 1533, BKK-Bef. Nr. 19 vom 14. 10. 1914; Instruktion vom 21. 9. 1914; Fasz. 1546, Insp. Kdo.Bef. der Landsturm-Artillerie-Abt. an das BKK vom 26. 1. 1915. 23) NF Fasz. 1557, Op. Nr. 2226/XII vom 14. 2. 1916. 24) NF Fasz. 1533, BKK-Bef. Nr. 169 vom 11. 12. 1915. 25) NF Fasz. 1533, Res. BKK-Bef. Nr. 194 vom 19. 9. 1914. 2a) NF Fasz. 1533, BKK-Bef. Nr. 9 vom 20. 1. 1915. 27) Stammersdorf war eine der wenigen Gemeinden, deren Gemeindebereich vollständig im Bereich der Befestigungsarbeiten lag. 28) NF Fasz. 1547, Gemeinde Stammersdorf an RKM vom 15. 2. 1915; Op. Nr. 299 von 1915.

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