Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1639–1648

Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege 191 die Bregenzer Klause, besetzte die Stadt, mit deren Schloß der Komman­dant von Bregenz, Obrist v. Aescher, kapitulierte und machte reiche Beute421). Während in der Folge auch die Feste Neuburg in die Hände der Schweden fiel und sich selbst Feldkirch zur Kontribution bequemen mußte, schritt Wrangel an die Belagerung der Seefestung Lindau. Hier wußte der kaiserliche Kommandant, GFWM. Willibald Max Graf Wolfegg, alle An­strengungen der Schweden zunichte zu machen 422). Wrangel zog es daher vor, die schwedische Macht am Bodensee durch andere Gewinne zu verankern. Er besetzte Langenargen und erschien am 11. Feber mit 11 Schiffen, die 1000 Musketiere und vier Stücke an Bord hatten, vor der Insel Mainau. Das kleine Häuflein der Waffenknechte des Deutschen Ritterordens streckte sogleich die Waffen und die Schweden hatten damit einen wichtigen Stützpunkt gewonnen, von wo aus der feind­liche Seeverkehr völlig unterbunden werden konnte. Überlingen, das durch eine kurbayrische Besatzung gesichert war, sollte durch eine gemeinsame Aktion Wiederholds und der Franzosen, die hiezu 1200 Mann Infanterie und 1000 Reiter heranführten, zum Fall gebracht werden. Aber der nächt­liche Überfall gelang nicht wie anno 1643 und die Franzosen mußten eine Belagerung einleiten 423). In Innsbruck hatte schon die Besetzung von Füssen durch die Schwe­den alarmierend gewirkt; nun, nach dem Falle von Bregenz, war die Fein­desgefahr auch an die Grenze Tirols auf dem Arlberg herangerückt. Der Landesfürst, Erzherzog Ferdinand Karl, sah sich daher gezwungen, die Landstände zu neuen Anstrengungen für die Landesverteidigung aufzuru­fen und sich um auswärtige Hilfe umzutun. Der im Jänner 1647 zusammen­getretene engere Ausschuß der Stände Tirols bewilligte in der Tat die Einberufung von 2500 Mann, die Ausschreibung einer Zwangsanleihe von 100.000 fl. und neue Steuern 424). Hilferufe des Erzherzogs gingen nach Mailand und an die Eidgenossenschaft 425). Wenig war von den Spaniern zu hoffen, die Schweizer hingegen fühlten sich durch die Erfolge der Schweden und Franzosen sowohl von Vorarlberg her wie in der Seegegend bedroht. Der Versuch Horns, der Festung Kon­stanz auf der Landseite über Schweizer Gebiet beizukommen, war noch in frischer Erinnerung. So hatte das Hilfeansuchen des Erzherzogs doch einen bescheidenen Erfolg: die Tagsatzung zu Baden (Aargau) beschloß, zum Schutze der Neutralität 12.000 Mann zu den Waffen zu rufen 426). Wrangel 421) Laut Mitteilung des Herrn Generalkustos Dr. Alfred Mell, Wien, be­findet sich eine Fahne des Vorarlberger Landregiments in schwedischem Museal­besitz. 422) M e r i a n, a. a. O., V., 1245/1249. 423) M e r i a n, a. a. O., V., 1274. 424) Egger, a. a. O., II., 402. 425) M e r i a n, a. a. O., V., 1257 f. 42«) M e r i a n, a. a. O., V., 1274.

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