Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1639–1648

130 Walther Ernst Heydendorff öenckhen obhanden“ 226). Reinach wurde Gouverneur von Regensburg, nach Lindau kam Obrist Maximilian Graf zu Wolf egg 227). Dr. Volmar begab sich nach der Übergabe von Breisach mit der abzie­henden Garnison über Philippsburg nach Heilbronn und reiste von hier nach Innsbruck, wo dem bewährten Kanzler ein neuer Wirkungskreis als oberösterr. Kammerpräsident und Geheimer Rat der Regentschaft zuteil wurde. Wenige Monate nach seiner Kommission zu den Eidgenossen, von der bereits berichtet wurde, erfolgte die Abordnung nach Regensburg, wo der Kaiser im Juni 1640 eingelangt war. Ende Juli setzte die Bericht­erstattung der Kommissare der Vormundschaftsregierung an die Regentin in Innsbruck ein. Die Entsendung des langjährigen vorderösterreichischen Kanzlers, der mit den verwickelten Rechtsverhältnissen der Vorlande bestens vertraut war, erscheint als glücklicher Griff der Regentin, wie die Durchsicht des ausführlichen Briefwechsels beweist. Die Korrespondenzen betreffen wohl zum namhaften Teile die Vorgänge auf dem Reichstage, daneben sind sie aber auch den dringenden Anliegen der Innsbrucker Regierung und nicht zuletzt den auf die Befreiung der Vorlande am Rhein abzielenden Plänen der Erzherzogin Claudia gewidmet, jenen Plänen, deren beredter Anwalt Dr. Volmar war. Die nächsten Aufgaben der Kommissare in Regensburg waren durch die endlosen Reibungen bestimmt, welche die Einquartierung der in Schwaben versammelten Völker — Spanier, Truppen der Vormundschaft, Kaiserliche, Reichstruppen unter bayrischen Fahnen ■— auslöste. Die Re­gentin war der Meinung, daß die Unterbringung dieser zum Schutze Süd­deutschlands zusammengezogenen Soldatesca nicht zur Gänze den schwä­bischen Erblanden zugemutet werden dürfe, die schon bisher schwer ge­litten hatten und deren räumliche Zersplitterung keine den Anforderungen des Krieges entsprechende Gruppierung zuließ. Im Gegensatz zu dieser verständlichen Meinung benützten zahlreiche größere und kleinere Reichs­stände die Anwesenheit des Reichsoberhauptes und dessen Zwangslage, die Stände zu einem Entgegenkommen in den großen Fragen willfährig zu machen, um sich gegen jede Quartierlast zu verwahren. Neben den an die Erblande grenzenden großen Territorien sind unter den Beschwerdeführern der Bischof von Konstanz, die Prälaten von Sankt Blasien, St. Georgen im Schwarzwald und von Weingarten, die schwäbische Reichsritterschaft, der Administrator der Deutschordenskommende Mainau, die Grafen zu Sulz und zu Fürstenberg zu erwähnen. Besonders heftig führte Friedrich Rudolf von Fürstenberg Klage, der als GFWM. unter den 226) K A G., Fasz. 129, Fol. 441 444, 1640 VII. 30., Innsbruck, Or. 227) Willibald Max Graf zu Wolfegg aus dem Hause der Erbtruchsessen zu Waldburg, Obrist — FML., 1640—1648 Inhaber eines Deutschen Regiments zu Fuß, das die ständige Besatzung von Lindau bildete. (Wrede, a. a. O., II., 74 — hier fälschlich Wolfsegg, siehe auch Bader, a. a. O., 132.)

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