Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

BRUSATTI, Alois: Unternehmensfinanzierung und Privatkredit im österreichischen Vormärz

336 Alois Brusatti thekarkredit teil; das war bei einer Notstandsaktion zusammen mit anderen Bankhäusern für ungarische Städte. Das war nun kein echter Produktiv­kredit, sondern die Beteiligung der Nationalbank geschah aus sozialen Gründen 12). Daneben wurde wiederholt vom Staat versucht, eine Mobilbank in Österreich ins Leben zu rufen; 1787 kam es als Anhang zur Wiener Stadt­bank zur Gründung der „Wiener Commercial-, Leih- und Wechselbank“, die sich mit allen Sparten des Kreditverkehrs befassen sollte. Sie trat jedoch kaum in Erscheinung und wurde schließlich 1811 liquidiert13). Es gab mehrere Gründe für diesen schlechten Geschäftsgang. Zunächst waren die anderen Wiener Banken gegen eine staatliche Kreditanstalt; dazu kam, daß die Staatsverwaltung selbst nicht geeignet war, sich mit Kredit­geschäften zu befassen. Die wenigsten Beamten hatten vom Kreditwesen eine Ahnung und das mochte Josef II. bewogen haben, daß er grund­sätzlich dagegen war, eine selbständige Kreditabteilung bei der Wiener Stadtbank einzurichten 14). Trotzdem wurde an dem Gedanken, eine Bank zu gründen, die im wesentlichen Kreditbank sein sollte, festgehalten. Zunächst war aber kein dringender Bedarf dafür vorhanden; später vermochten die großen Privat­bankiers, voran die Rothschild, alle Gründungen zu verhindern. Selbst Metternich konnte mit seinem Projekt zur Gründung einer Kreditanstalt nicht durchdringen 15); ebensowenig gelang es den Ständen, also den Ver­tretern des landwirtschaftlichen Großbesitzes, eine solche Hypotheken­anstalt zu errichten. Die niederösterreichischen16 * *) und die böhmischen Stände bemühten sich vergeblich; nur in Galizien entstand mit Privileg vom 24. 3. 1841 eine ständische Kreditanstalt, die aber ein vorwiegend landwirtschaftliches Pfandbrief-Institut war; allerdings war die Grün­dung erst nach einer fast dreißigjährigen Wartezeit genehmigt worden u). Vergeblich blieb auch das Bemühen der Prager Bankhäuser Leopold Lämel, Fiedler & Sohn, J. B. Riedl und Joh. David Stark, 1841 eine privi­des Gesamtumsatzes der Nationalbank aus, das private Depositengeschäft nicht einmal 4% — vergleiche darüber weiter unten den Umfang des Depositen­geschäftes der Fa. Rothschild — der Eskompte für Private machte nur 4% des gesamten Geschäftes aus, während der Staatseskompte allein 25% des Gesamt­verkehrs der Nationalbank ausmachte. Vgl. Johann B. Zugschwerdt: Das Bank­wesen und die priv. österr. Nationalbank, Wien 1855. 12) Darüber existiert eine große Anzahl von Akten im FA; im Index für das Jahr 1838 werden nicht weniger als über 25 Aktennummern angegeben. 13) Scheffer: Bankwesen ..., S. 78. — HKA, Kommerzakten, Neues Kom­merz, NÖ, Fasz. 1. Vortrag vom 9. Mai 1785. 14) Karl Pribram: Geschichte der österreichischen Gewerbepolitik, Leipzig 1907, S. 396. ls) Ein Jahrhundert Credit-Anstalt/Bankverein, Wien 1957, S. 2. !6) Beiträge zum Verständnis der ständischen Bewegung in den deutsch­österreichischen Provinzen, Leipzig 1848, S. 185. 1?) VA: Hofkanzlei, V G 1—3.

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