Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 59 seines Ansehens an der Kurie Schritte unternahm, die nicht unmittelbar das kaiserliche Interesse vertraten, so waren die dadurch Begünstigten viel weniger die Este — wodurch man später sein Verhalten gegenüber Florenz erklären wollte —, sondern in erster Linie die nahverwandten Gonzaga. Und gerade daraus sollten ihm noch erhebliche Unannehmlich­keiten erwachsen. Am 14. Februar 1567 traf Arco nach fast fünfmonatiger Abwesenheit wieder in Rom ein33); seine Flucht aus der Misere des diplomatischen Corps am Hof Pius’ V. war mißglückt. Die Situation hatte sich indessen in keiner Weise gebessert. Ausschlaggebend dafür war in erster Linie das Mißverhältnis, das zwischen dem in religiösen Fragen — und nicht nur in diesen ■— völlig unbeugsamen Papst und dem gerade durch seine undurchsichtige Glaubenssituation „rätselhaften“ Habsburger von Anfang an herrschte34). Zuerst hatte freilich der Wiener Nuntius mehr von dieser Spannung zu spüren bekommen als Arco. Schon im Juli 1566 mußte der Gesandte jedoch heftige Klagen des Papstes über das Wiener Regiment, über das ein Konfidentenbericht an der Kurie eingelaufen war, über sich ergehen lassen35). Seit seiner Rückkehr nach Rom war diese Spannung zwischen den Häuptern der Christenheit in stän­digem Anwachsen begriffen. Arco konnte den Vorwürfen Pius’ V. immer nur die gleichen Argumente entgegenhalten 36): falsche Informationen des Papstes, Grenzen der kaiserlichen Macht in religiösen Fragen, Unkenntnis der deutschen Verhältnisse an der Kurie. Die Diskussion über die kaiser­lichen Dekrete für Ungarn, über die Hugenottenfrage, die deutschen Bistümer und die österreichische Klosterreform stellten jedoch nur ein Geplänkel im Vergleich zu dem Konflikt dar, den die Religionskonzession vom 18. August 1568 zur Folge hatte. Arco, mit guten Ratschlägen Delfinos versehen, trat am 13. September seinen Leidensweg zu Pius V. an. Nach­dem der Gesandte instruktionsgemäß über die Konzession gesprochen hatte, brach der Papst in Tränen aus, tadelte Maximilian II. und dessen Ratgeber, besonders Zasius, und deutete an, daß ein commercio zwischen Papst und Kaiser nun sehr in Frage gestellt sei. Arco, der sich bei seiner Entgegnung stark auf das Concilium Delfinos stützte, tat sein Möglichstes, um Pius V. zu besänftigen, ja er ging in diesem Bestreben so weit, daß ihm deshalb bald darauf ein widerspruchsvolles Verhalten vorgeworfen werden 33) Bericht vom 15. Februar: Rom Korr. 28. m) Pastor 8, 459 ff. — Nuntiaturberichte II 5, XXXIV ff. — Viktor Bibi, Maximilian II., der rätselhafte Kaiser (Hellerau 1929) 131 ff. -— Franz X. Seppelt — Georg Schwaiger, Geschichte der Päpste 52 (München 1959), 145 ff. 35) Hopfen 243. — Nuntiaturberichte II 6, 12 f. 30) Berichte Arcos vom 20. September (Hopfen 256, Nuntiaturberichte II 6, 97; folgende Weisung vom 4 November im Arco-Archiv Adldorf) und 8. No­vember 1567 betr. Hugenotten (Rom Korr. 28), vom 11. (Hopfen 263) und 20. März betr. Klosterreform (Rom Korr. 30).

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