Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 51 florentinische Einfluß, an den Arco gebunden war, hatte sich trotz der Rührigkeit des Konklavespezialisten Concino als ungenügend erwiesen. Der siegreiche Verlegenheitskandidat, der Generalinquisitor Michele Ghislieri, Kardinal Alessandrino, sollte einer der bedeutendsten Päpste der Gegenreformation werden; er verkörperte jenen Typ, den Philipp II. als wünschenswert für den Stuhl Petri bezeichnet, vor dem aber zugleich auch der Spanier Pacheco gewarnt hatte43). Für den kaiserlichen Gesandten mußten sich schon jetzt angesichts der umstrittenen Religiosität des Kai­sers Schwierigkeiten gegenüber dem neuen Papst abzeichnen. Für ihn war außerdem Alessandrino kein Unbekannter. Bei der Promotion vom Jänner 1563 hatte eine unbeabsichtigte Interessengemeinschaft zwischen Arco und dem Inquisitor bestanden, für den die Erhebung der beiden reichlich jun­gen Kandidaten ein Ärgernis ersten Ranges war44). Viel deutlicher hatte Arco jedoch die zelotische Gesinnung Alessandrinos im Sommer 1565 kennengelernt, als zwei deutsche Handelstreibende in Rom festgenommen und von der Inquisition bearbeitet wurden. Der Gesandte reagierte damals, auf entsprechende Instruktionen gestützt, sehr entschieden: mit einer der­artigen Behandlung deutscher Protestanten werde man nur erreichen, daß sich der Zorn aller Deuschen gegen die preti di qua richte, und der an den Vorfällen unschuldige Canisius und die anderen Jesuiten würden die Folgen tragen müssen. Im August konnte Arco endlich die Freilassung der beiden Deutschen erlangen, nachdem er in einer äußerst gewundenen Erklärung ihr Erscheinen vor dem Wiener Nuntius versprochen hatte, — wohl wis­send, daß der Kaiser an seinem Hof kein Inquisitionstribunal dulden werde. Pius IV. hatte schon zu Beginn sein Mißfallen an dem ganzen Vorgang aus­gedrückt und den Verantwortlichen genannt: Alessandrino45). Die Aussichten auf ein gedeihliches Verhältnis zu Pius V. waren also keineswegs gut und sie verdüsterten sich noch im Verlauf des Jahres 1566. Als Arco acht Tage nach der Wahl beim Papst wegen der Priesterehe an­fragte, wurde ihm unter anderem geantwortet, der Kaiser solle nicht auch ihn, wie seinen Vorgänger, mit diesen Forderungen belästigen46). Eine ähnliche Abfuhr erhielt der Gesandte kurz darauf, als er in kaiserlichem Auftrag für Diego Lasso den Kardinalspurpur beantragte; Pius IV. sei molto liberale in diesen Dingen gewesen, erklärte der Papst, er hingegen verspreche absichtlich nichts47). Daß es ihm hingegen nicht auf Formali­täten ankam, bewies der Papst bei der Frage der Gratulationsgesandtschaft. Arco empfahl eine Mission privaten Charakters und hatte für ev. Konflikte 43) Serrano, Correspondencia 1, 51—55. 44) Vgl. oben S. 45 und Herre, Papstthum 68. 45) Nuntiaturberichte II 4, 421—423. 46) Briefe und Akten zur Geschichte Maximilians II., hg. von W. E. Schwarz, 1 (Paderborn 1889), 3. 47) Bericht vom 26. Jänner 1566: Rom Korr. 26. — Ähnlichen Mißerfolg hatte seine Intervention für den Bischof von Ferrara. Bericht vom 9. März ibid.

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