Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 49 chende Weisungen, ohne deren eigentlichen Initiator zu kennen26). Nur ausnahmsweise bot sich ihm Gelegenheit, flüchtigen Einblick in die Vor­gänge am Wiener Hof zu gewinnen; und er erhob auch sofort warnend seine Stimme, als er einmal die Uneinheitlichkeit der Verhandlungswege in Nuntiatur und Gesandtschaft erkennen konnte27). Das war jedoch nur ein Detail. Vielleicht hatte er schon präzisere Vorstellungen, als er den Kaiser im Mai 1565 darauf aufmerksam machte, daß man in Rom Delfino für allmächtig am Kaiserhof halte; il quale cardinale credono qui che possi persuadere a VMtá quanto esso vuole 28). Das alles spricht doch recht deutlich gegen die Annahme eines vertrau­teren Verhältnisses bzw. regelmäßigen Briefwechsels zwischen Arco und Delfino, die von einigen in Wien beglaubigten Diplomaten gehegt wurde 29). Es ist ohneweiteres möglich, daß Arco den Nuntius über den Stand seiner Angelegenheiten, Kardinalat und Rehabilitierung, gelegentlich informierte, — eine ständige Konspiration der beiden erweist sich bei näherer Prüfung als nicht wahrscheinlich30). Es war hingegen sicherlich Arcos vollste Überzeugung, wenn er meinte, der Nuntius werde schuldlos angefeindet, und es entsprach zur Zeit noch den Plänen Delfinos, Arco als diligente et prudente zu rühmen 31). Drei Tage nach dem Ableben des Papstes bot Delfino, der sich gerade in Florenz aufhielt, dem Kaiser seine Dienste für das bevorstehende Kon­klave an, das schon seit 1561 durch Verhandlungen der Kardinale vorbe­reitet worden war32). Herzog Cosimo I. hatte eine Woche vor Pius’ IV. Tod dem Kaiser eine Liste der papabili übersandt, in der bezeichnender­weise der Kardinal Alessandrino noch unter die suspetti versetzt war 33). Für die wechselvollen Verhandlungen im und um das Konklave kann auf die eingehenden Darstellungen von B. Hilliger und P. Herre verwiesen werden34). Arco hatte erst relativ spät Gelegenheit sich einzuschalten, da 28) Nuntiaturberichte II 4, 103. 27) Bericht vom 17. Februar 1565: ibid. 301. 2S) Bericht vom 5. Mai: ibid. 332 f. 2») Ibid. 447. — Chantonnay bezeichnet in einem Bericht vom 25. August 1565 Arco als gran amigo deste cardinal, der jedoch — wie die anderen Freunde Delfinos — von diesem nur betrogen werde; Arco rechne für seine Person und für seine Angehörigen mit der Hilfe Delfinos und habe für diesen beim Papst in kaiserlichem Auftrag bereits interveniert. Weiss, Papiers d’état 9, 488. 30) Die Eigenmächtigkeit Delfinos im französisch-spanischen Präzedenz- streit (Nuntiaturberichte II 4, XLI—XLIII) z. B. beweist geradezu, daß ein ständiger Kontakt mit Arco nicht bestand. 31) Delfino an Maximilian II. am 20. Dezember 1565: Rom Hofkorr. 6. 32) Delfino an Maximilian II.: ibid. Vgl. Baumgarten, Von den Kardi­nalen 40 f. über die Verhandlungen seit 1561. 33) B i b 1, Korrespondenz 1, 329 f., 366. 34) Benno Hilliger, Die Wahl Pius’ V. zum Papste (Leipzig 1891). — Herre, Papstthum 103—131. — Dazu Ergänzungen von I. Ph. Dengel in Mitteilungen, Band 13 4

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