Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Areo, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 43 den Nuntius behandeln wie er wolle, er (Pius) würde mit dem Kaiser immer gut auskommen, — nur Arco mache wegen jeder Kleinigkeit unnötigen Lärm und zwinge ihn geradezu, die Gesandten vom Zeremoniell der päpst­lichen Kapelle auszuschließen. Am Gründonnerstag drangen die streitbaren Diplomaten, Arco, d’Oisel und Requesens, tatsächlich bis zur Anticamera vor, wurden hier jedoch von den Kardinälen festgehalten, während der Papst über die Hintertreppe in die Kapelle gelangte30). Im Prinzip sollte Pius IV. dank den Bemühungen Delfinos diesmal Recht behalten. Von einer Ab­berufung könne gar keine Rede sein, hieß es in der Weisung vom 18. April, ehe nicht ein wirklicher Präjudizfall vorliege; Arco solle in Zukunft von sich aus nichts mehr in dieser Sache unternehmen, sondern mit den anderen beim Papst akkreditierten Gesandten gemeinsam beraten und handeln31). Die Rührigkeit Arcos im Zeremoniellstreit ist erstaunlich, wenn man damit seine bescheidene, fast linkische Haltung zu Beginn der Legation vergleicht. Allerdings dürfte er verwandte Vorstellungen schon im spani­schen Offizierscorps kennengelernt haben, und im Bereich der römischen Diplomatie mochte wiederum die konzessionslose Härte der Spanier, Vargas und Requesens, in Fragen der Präzedenz aneifernd wirken. Jedenfalls stand von nun an der kaiserliche Gesandte seinen Kollegen in der Kontrolle des Zeremoniells in keiner Beziehung mehr nach. Wie unangebracht es war, derartige Konflikte, die vielleicht weniger die Fürsten als deren Gesandte zu ständigem Mißtrauen anregten, gerade zu diesem Zeitpunkt in aller Heftigkeit auszutragen, lehrt ein Blick auf die von den Türken am meisten bedrohten Zonen Europas. Diplomatische Vor­kehrungen für die Verteidigung Maltas mußten in erster Linie im Umkreis des Papstes getroffen werden. Aber auch für die Grenzen in Ungarn waren die Verhandlungen in Rom nicht bedeutungslos. Arco hatte erstmals im Winter 1560/61 mit dem Papst über eine Union der christlichen Fürsten verhandelt32 33), im Frühjahr 1562 kam das Thema neuerlich zur Sprache. Das päpstliche und das kaiserliche Konzept des Türkenkrieges wiesen je­doch grundsätzliche Differenzen auf, die den geographischen Gegebenheiten entsprachen. Eine Verteidigung des Mittelmeerraumes, in erster Linie natürlich des Kirchenstaates, bezweckten die Bemühungen Pius’ IV., eine Union mit Spanien und den italienischen Staaten zustandezubringen. Dar­aus schienen jedoch für den Kaiser Gefahren anderer Art zu erwachsen. Obwohl überzeugt von der päpstlichen Unfehlbarkeit, — so lautete die Stellungnahme des kaiserlichen Gesandten gegenüber Pius IV., — schien ihm doch ratsam, riservatamente über die Liga zu verhandeln, da sonst die 30) Bericht vom 1. April 1564: Nuntiaturberichte II 4, 87—89; Schreiben Borromeos an Delfino vom gleichen Tag: ibid. 85. 31) Orig. Arco-Archiv Adldorf; ibid, die Weisung vom 23. April, worin das Verhalten Arcos (in Folge des Berichtes vom 1. April) gebilligt wird. Vgl. Nun­tiaturberichte II 4, 102 f. 33) Sickel 150, 154 f., 162.

Next

/
Oldalképek
Tartalom