Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

32 Gerhard Rill bierten res privata erschien dem Gesandten hingegen nicht zwingend. Und auch an die Authentizität der für Friedrich III. gehaltenen Oratio des Enea Silvio wollte Arco nicht glauben. Da die Kardinale außerdem an die von Prospers Bruder dereinst für Ferdinand I. vorgetragene Obödienzrede erinnerten, gab der Gesandte recht deutlich zu erkennen, daß er über die peinlichen Umstände, die Scipio zu jener Instruktionsüberschreitung ver­anlaßt hatten, bestens Bescheid wisse56). Kurz darauf gelang es Arco end­lich, die Approbation Ferdinands durch Clemens VII. aufzufinden57). Da­mit aber war die Aufnahme des Beweismaterials von beiden Seiten noch lange nicht abgeschlossen. Rechtsgelehrte begannen nun in den Streit, der hier nicht weiter verfolgt werden soll, einzugreifen, wobei von ihren Er­kenntnissen doch niemals eine Entscheidung der Kontroverse, sondern ledig­lich relativ kleine Veränderungen der Positionen zu erwarten waren58). Um diese Zeit setzte jedoch die Wendung bereits auf diplomatischem Weg ein. Der Wiener Nuntius Delfino, der am Kaiserhof fast die gleichen Argumente zu hören bekam, die Arco vorher in Rom gegenüber der Kon­gregation geäußert hatte, griff jetzt wieder auf das alte Projekt einer Verbindung der Approbation mit dem Konzil zurück, jedoch — ungeachtet seiner offiziellen Stellung — ganz in kaiserlichem Sinne. Auf der einen Seite schilderte er die drohende Verbindung des Kaisers mit Spanien in Trient, andererseits kündigte er dem Papst die kaiserliche Zustimmung für die sehnlichst erwünschte Beendigung des Konzils an; durch eine günstige Entscheidung in der Approbationsangelegenheit könne der Papst den Kai­56) Bericht Arcos vom 5. Juni bei Sickel 533—535; die von Sirleto gesammelten Quellen für die Eide ab Otto IV. verzeichnet Steinherz in Nuntiaturberichten II 3, 340. — Über die Eide der Luxemburger: Heinrich Otto, Die Eide und Privilegien Heinrichs VII. und Karls IV. (Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 9, 1906, 316 ff.); Belegstellen für Friedrich III.: H. Günter, Die römischen Krönungseide der deutschen Kaiser (Kl. Texte für Vorlesungen und Übungen, hg. v. H. Lietzmann, 132, Bonn 1915) 48 f.; hier auch Text aus dem Caeremoniale von 1516 (s. oben Anmerkung 43, von Arco irrtümlich als Liber ceremoniarum von 1518 bezeich­net), wo tatsächlich von Obödienz nicht die Rede ist, und Christ. Gottlieb B u d e r u s, De legationibus obedientiae Romam missis (Jena—Leipzig 1737) 30—38; Nachrichten bei Burckard: Joannis Burckardi Liber notarum ed. E. Celani (Muratori, Rerum Italicarum Scriptores 32/1, I, Cittä di Castello 1906) 152, 197 f. — Über die von Arco irrig zu 1494 angesetzte Obödienzgesandtschaft Maximilians I. von 1488: H. U 1 m a n n, Die Wahl Maximilians I. (Forschungen zur Deutschen Geschichte 22, 1882) 156—158; Feine, Papst, Erste Bitten etc. 19, 42. 57) Bericht Arcos vom 8. Juni: Sic kel 536. 58) Am 12. Juni berichtet Arco, ein gewisser Ristoro Castaldo, der ein Buch de imperatore verfaßt habe, sei von den Kardinalen berufen worden. Rom Korr. 20. — Castaldo hatte auch der 1558 von Paul IV. gebildeten Kongregation, die über die Resignation Karls V. zu urteilen hatte, angehört. Vgl. Heinrich Lutz, Beformatio Germaniae. Drei Denkschriften Johann Groppers (Quellen und For­schungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 37, 1957) 238.

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