Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

BRUSATTI, Alois: Unternehmensfinanzierung und Privatkredit im österreichischen Vormärz

Unternehmensfinanzierung und Privatkredit im österr. Vormärz 347 Obwohl es sich also gar nicht um eine Privatanleihe handelte, so mußte sie dennoch erwähnt werden, weil sie ganz im Stil der Privatanleihen abgefaßt war und weil in ihr zum erstenmal bestimmte Formen zum Durchbruch kamen, die für die Durchführung späterer Privatanleihen bestimmend wurden. Rothschild wußte ganz genau, warum er sich so be­stimmte Garantien geben ließ. Schon 1844 benötigte der Herzog von Lucca wieder eine neue Anleihe, die er diesmal bei den drei Wechselhäusem Arnstein & Eskeles, M. A. Rothschild & Söhne und bei S. G. Sina auf­zunehmen beabsichtigte. Sofort wandte sich die Hofkammer gegen dieses neuerliche Anleiheansuchen, wobei sie auf das von 1836 hinwies, das ja mit außerordentlichen Garantien verbunden gewesen war. Obwohl auch diesmal Metternich aus politischen Gründen für den Herzog intervenierte, so blieb Kübeck zunächst unnachgiebig, indem er darauf hinwies: „daß die öfteren Geldverlegenheiten Seiner kgl. Hoheit des Infanten Herzogs von Lucca eines Tages die österreichischen Finanzen zu stark belasten würden.“ Erst mit der Versicherung, daß die neue Anleihe hypothekarisch auf alle Güter des Herzogs eingetragen werde und vor allem dadurch, daß nach dem Ableben der Erzherzogin Maria Louise Parma an den Herzog von Lucca fiel, eine ganz neue Lage sich ergab, konnte das Anlehen von der Finanzverwaltung genehmigt werden 40). In diesen Jahren wurden aber auch andere Privatanleihen ausgegeben: Fürst Alois von Kaunitz-Rietberg erhielt — wobei wieder Metternich intervenierte — durch das Bankhaus Geymüller et Comp, eine Anleihe von über 140.000 fl., für die dann Partialobligationen zu je 1000 fl. ausgegeben wurden60). Bei Bankhaus Steiner wieder erhielt Graf Philipp L. Saint- genois ein Anlehen in der Höhe von 1 Million fl. 51) und Fürst Anton und Gräfin Theresia P,alffy ein solches bei Amstein & Eskeles in der Höhe von 2,475.000 fl. 52). 1839 gab Steiner eine Anleihe an Grafen Johann Batthiany über 600.000 fl., wobei eine 4^2% Verzinsung für die Partialobligationen festgelegt wurde und dasselbe Bankhaus an Grafen Anton v. Waldstein eine Anleihe über 1,700.000 fl., mit einer Obligationenverzinsung von 4% °3). Diese beiden Anleihen scheinen aber auch wesentlich zum Zusam­menbruch des Bankhauses Steiner beigetragen zu haben; den wir erfahren auch, daß dieses Bankhaus, das ja innerhalb von 20 Monaten Anleihen von 4,3 Millionen Gulden gewährt hatte, nur mit Mühe die Partialobligationen an den Mann brachte; da Steiner, wie es den Anschein hat, mit Geymüller enger liiert war, als aus den Akten hervorgeht, hat der Zusammenbruch des Bankhauses Steiner auch das Haus Geymüller mitgerissen, was damals 40) 10030 ex 1845; 169, 300, 1056, 1853 ex 1844. 5°) 3347 ex 1838. 61) 5557 ex 1838. 52 ) 35 38 ex 1838, 566 ex 1839. 53) 2737 ex 1840.

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