Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 21 nehmen verpflichtet gewesen wäre3). Der Gesandte war jedoch noch gar nicht davon überzeugt, daß das Konzil tatsächlich in Kürze zusammen­treten würde. Noch im Dezember 1560 meinte er, man sei an dem gesetzten Ostertermin in Rom gar nicht interessiert, sondern wolle noch etliche Jahre mit Disputen und Korrespondenzen verstreichen lassen4). Anfangs 1561 mochte es allerdings so scheinen. Der Kaiser erstrebte Zeitgewinn, Frank­reich und — wie im März in Rom bekannt wurde — Philipp II. waren mit der Bulle nicht zufrieden5). Pius IV. umging diese Schwierigkeiten, indem er jetzt bereits Legaten ernannte und auf eine schleunige Entsendung der Konzilsgesandtschaften drängte; auch in diesem Punkte verstand er es, die Präzedenz des Kaisers als Ansporn für eine baldige Beschickung auszu­spielen. Allerdings behielt er sich vor, das entscheidende Zeichen selbst zu geben, und instruierte im Mai den kaiserlichen Gesandten, in diesem zu erwartenden Fall schnellstens den Kaiser zu benachrichtigen6). Hosius, der indessen den Kaiser zu rascher Entsendung der Oratoren ermahnt hatte, wurde dabei auf unangenehme Art bloßgestellt7). Jedenfalls hatte der Papst nach den positiven Nachrichten aus Wien und aus Spanien die Fäden wieder in seiner Hand vereinigt. Arco hatte sich indessen eine eigene Meinung über die Konzilspläne des Papstes zurechtgelegt. Im September berichtete er darüber nach Wien. Da sich der Papst nun einmal zu einem Konzil genötigt sehe, habe er wohl auch die Absicht, es wirklich zusammentreten zu lassen —, jedoch nur nach der Art der bisherigen Trienter Versammlungen und nicht anders; denn Pius IV. sei davon überzeugt, daß nichts gegen die römische Kirche und gegen seine Person beschlossen werden könne, solange die Sache nur von persone confidenti betrieben werde. Sollte aber doch die Gefahr ungün­stiger Konzilsbeschlüsse auftauchen, werde er das Konzil sofort auflösen. Einem der Trienter Kirchenversammlung unähnlichen Konzil aber werde er sich von vorneherein mit allen Mitteln widersetzen. Allein der Papst habe — obwohl den Päpsten die Konzile nie angenehm waren — gar keinen Grund zu Besorgnis, und Pius IV. sei gesonnen, das Konzil mit den wenigen s) Sickel 145; vgl. Nuntiaturberichte II 1, XC. ■>) Bericht Arcos vom 21. Dezember: Sickel 153. — In diesem Sinne Vargas noch am 19. Juni 1561: Dőli inger 1, 364 f. 5) S u s t a 1, 15 und 182. «) Bericht Arcos vom 10. Mai 1561; Sickel 197 f.; vgl. Nuntiaturberichte II 1, C—CV. 7) Wie Arco in dem zitierten Bericht erwähnt, bezeichnete Pius IV. Hosius als una buona persona, mä di questo negotio non ne sa piü ehe tanto. Der Kaiser solle sich um das Drängen des Nuntius nicht weiter kümmern und auf das Einsatzzeichen des Papstes warten. Diese Divergenzen der beiden Verhandlungs­wege (Rom—Wien) hatten allerdings zur Folge, daß der Kaiser sich über die Wünsche des Papstes nicht im klaren war — oder dies zumindest vorgab, als der Papst die Beschickung des Konzils bereits dringlichst behandelt sehen wollte; vgl. S i c k e 1 219, 226 f.

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