Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung
198 Rajkó L. Veselinovic Was den Namen „Albaner“ betrifft, wäre an erster Stelle ein amtlicher Bericht über die geplanten Kriegsoperationen des Jahres 1690 zu nennen, den der Generalissimus L. W. von Baden verfaßte und am 6. Februar 1690 zu Augsburg an Kaiser Leopold I. (1658—1705) übergab. Darin unterscheidet er nicht die Serben von den Albanern, denn im Zusammenhang mit der Erhaltung Belgrads führt er an ■—- „zugleich den Saustrom und der Statt Belgrad zu verwahren, zue deren Belagerung ohngezweiffelt alle Bosneser, Albanese r, Servier und anderes Rätzisches V o 1 k h, so dato noch bey Euer K. M. gehalten, animirt und insgesambt zuegeloffen wehren 3). Im gleichzeitigen Kriegsjournal Annotationes und Reflexiones der gloriosen Kayserl. Waffen im Jahr 168 9, das die Begebenheiten vom Juli 1689 bis 20. August 1690 umfaßt, wird berichtet, daß General Piccolomini nach Prizren, der Hauptstadt Albaniens gekommen sei (Prisiran, der Hauptstatt Albaniens) und daß „dahero der Piccolomini mehr als 20.000 Ratzenode rAlbenser unter Fahnen hatte“ 4). Auch General Veterani, der Nachfolger Piccolominis im Kommando der kaiserlichen Armee in Serbien, erwähnt irrtümlicherweise in seinen Erinnerungen, daß sich Pec (Ipek), der Sitz des serbischen Patriarchen, in Albanien befinde (Pechia in Albanien) 5 *). Aus den angeführten amtlichen und übrigen Quellen wurde so eine irrtümliche Auffassung von der Ausdehnung „Albaniens“ und der Verbreitung der „Albaner“ in die österreichische Historiographie übernommen. Gerba lieferte auf Grund des zitierten Journals und anderer Materialien eine sehr gute Darstellung der Kämpfe der Kaiserlichen in Serbien unter dem Titel „Die Kaiserlichen in Albanien“, obzwar er — mit Ausnahme des Vorstoßes nach Ljuma, — darin nicht die Kriegshandlungen der Kaiserlichen im eigentlichen Albanien, sondern nur in Serbien und Makedonien beschrieb. Er verstand also unter dem Begriff „Albanien“ nicht dieses Land in dessen wahren ethnischen und Verwaltungsgrenzen. Nachdem für ihn der Name „Serb e“ ein Synonym des Namens „Albaner“ und umgekehrt war, konnte er die Bedeutung der obigen Quelle über 20.000 „Ratzen oder Albenser“ verändern. Er ließ das Wort „Ratze n“ fort und führte an, daß „ ... gaben binnen wenigen Tagen an 20.000 Albanesen die Erklärung ab, sich unter den Schutz des Erz3) Philipp Röder, Des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden Feldzüge, II. Bd., Carlsruhe 1842, Urkunde XXI, Beilage 200 (Abgek.: Röder). ■>) Kriegsarchiv zu Wien: Feldakten 1689, -13-1, Fasz. 167 (Annotationes und Reflexiones N<> 5), Bogen 36—36 a. — R. Gerba, Die Kaiserlichen in Albanien. Mittheilungen des k. k. Kriegsarchivs, NF II Bd. Wien 1888, 148 (Abgek.: Gerba). — K o s t i c, Prilozi, 14, 14 Anmerkung. — D-r Rad. M. Grujic, Prilozi za istoriju Srba u Austro-Ugarskoj u doba peckog patrijarha Arsenija III Crnojevica. Spomenik SAN LI. Beograd 1913, Beilage IV, 20—21. 5) Des Grafen Veterani, kaiserlichen Feldmarschalls, Feldzüge in Ungarn und den angrenzenden Provinzen von Jahr 1683—1694. Dresden, 1788, 82 (Abgek.: Veteranis Feldzüge).