Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 9 Gratulation Ferdinands I. nach Rom geschickt worden, hatte jedoch, da Marcellus II. bereits am 30. April starb, seinen Auftrag erst vor Paul IV. erledigen können 2). Nachdem die — besonders im Hinblick auf das Kaiser­tum Ferdinands I. 3) — unglückliche Politik der Kurie durch den Tod des Carafapapstes und die Ausschaltung seiner Nepoten kassiert worden war, erschien Scipio dem Kaiser wiederum als der geeignete Mann, der Verstän­digung mit dem konzilianten Pius IV. die Wege zu bereiten. Außerdem hatte der Sondergesandte, wie aus der Rekonstruktion der verlorenen In­struktion vom 22. Jänner 1560 durch Th. Sickel erkennbar ist, die kaiser­lichen Konzilswünsche auszusprechen und den Papst über die religiöse Haltung Maximilians (II.) zu beruhigen4). Dem prunkvollen Empfang und den liebenswürdigen Worten, die den Gesandten wohl zu optimistisch stimmten5), folgten jedoch bald erhebliche Differenzen. Als nämlich Scipio am 16. Februar, einen Tag vor der feierlichen Audienz, dem Papst den Text seiner Oration mitgeteilt hatte, wollte dieser den Worten observantia et reverentia noch oboedientia hinzugefügt wissen und ließ schließlich den Gesandten durch die Kardinäle Morone und Ma- druzzo, an die Ferdinand I. den Grafen ausdrücklich verwiesen hatte, so lange bearbeiten, bis das Gewünschte erreicht war6). Wie man dabei ver­fuhr, läßt sich aus Mitteilungen des Kardinals Otto Truchseß, Bischofs von Augsburg7), und aus Nachrichten des Jahres 1563, als die Obödienzfrage 2) Instruktion vom 21. April 1555, Augsburg: Rom Korr. 11. — Am 11. Mai berichtete Delfino aus Augsburg dem Papst — der Brief ist noch an den bereits verstorbenen Marcellus II. adressiert — die erfolgte Abreise Arcos (Rom, Arch. Vat., AA Arm. I—XVIII 6543 fol. llv); dieser scheint sich nach Benachrichti­gung vom Tode des Papstes in Mantua aufgehalten zu haben. Am 29. Mai kün­digte Ferdinand dem neuen Papst Paul IV. die Legation Arcos an (ibid. Arm. I—XVII 6540 fol. 7), tags darauf tat dasselbe Delfino (ibid. Arm. I—XVIII 6543 fol. 17v). In seinem Bericht vom 16. Juni (Rom Korr. 10 a) verweist Arco hinsichtlich der Audienz auf mündliche Berichterstattung. — Für obige Nach­richten aus dem Vatikanischen Archiv danke ich Herrn Dr. Helmut Goetz, Rom. s) Vgl. Pastor 6, 571—579; Robert Höslinger, Das Gutachten des Antonius Augustinus über die Kaiserwahl Ferdinands I. (Österr. Archiv für Kirchenrecht 2, 1951) 76—81. 4) Sickel 38 f. — Credentiale des gleichen Datums im Arco-Archiv Mantua. — Der venetianische Gesandte in Wien, Giacomo Soranzo, wußte von der geplanten Mission Arcos schon am 10. Jänner. Turba 3, 131. 5) Bericht Arcos vom 13. Februar 1560 bei Sickel 42. — Die liebens­würdige Haltung des Papstes rühmte besonders Vargas in einem Schreiben an den Kaiser vom 29. Februar: Rom Varia 2. 6) Bericht des kaiserlichen Gesandten Franz von Thurn vom 17. Februar 1560 bei Sickel 42 f. Vgl. die Widerlegung der Einwände Pallavicinis gegen Sarpi in diesem Punkte durch Ed. R e i m a n n, Der Streit zwischen Papstthum und Kaiserthum im Jahre 1558 (Forschungen zur Deutschen Geschichte 5, 1865) 333—335. 7) Berichte an Herzog Albrecht V. von Bayern vom 17. und 24. Februar 1560 bei Joseph Baader, Vertraulicher Briefwechsel des Cardinals Otto

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