Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

SPRUNCK, Alphonse: Zwei österreichische Forschungsreisen aus der Zeit Josephs II.

Zwei österreichische Forschungsreisen aus der Zeit Josephs II. 425 Die Freude der österreichischen Forscher über die endlich erlangte Möglichkeit zur Abfahrt sollte nicht lange dauern, wie aus folgendem Brief hervorgeht, den Boos am 22. Februar von Texel an Carli sandte: Meyn Herr! Ich bitte um Vergebung, das ich in deutsch schreibe, unsre laage ist gegenwärtig so unangenehm, das ich nicht anders schreiben kan, gestern kamen wir hier an, auf einem Schif, wo die groste Unordnung ist, die ich gesehen habe, kein Wunder das die Compagnie so viele Schiffe ver­liert, wan wir glücklich reisen, wird es ein Mirakel seyn, die Cajute sieht einem Stall ähnlich, auf dem Verdeck ist kaum Platz zu gehen, und kein Engländer wurde ein Schiff in dieser laage commandieren wollen, auch unser Capitain ist der erste, den ich gesehen, dem es bange ist, in die See zu gehen, vor uns ist noch kein Plaz zu wohnen gemacht, der Heer Bewindhaber ware gestern hier, aber ohne das mindeste vor uns zu be- zorgen, unsre Passage wird wohl nicht die beste werden. Ich wolte nach Brüssel und Wien an die Heern Ministers schreiben, allein in dieser laage ist es ohnmoglich einen guten Brief zu schreiben. Ich danke vor die Sendung des Wiener Briefs nach Hoorn, auch vor die viele Freund­schaft, welche ich von demselben empfangen. Verbleibend hochachtungsvoll Euer Edlen Gehorsamster Diener Franz Boos. Nach Empfang dieses Briefes begab sich Carli sofort zu Boers; dieser gab ihm einen Brief für den Schiffskapitän mit dem Auftrag, den öster­reichischen Forschern auf alle mögliche Weise die Reise zu erleichtern. Im August 1784 hatte Joseph II. durch Belgiojoso von den holländischen Generalstaaten die Öffnung der Scheldemündung bei Antwerpen für den Handel seiner niederländischen Provinzen verlangt; da aber die Versailler Regierung ihm dafür ihre Unterstützung verweigerte, mußte er durch den Vertrag von Fontainebleau vom 8. November 1785 auf diese Forderung verzichten4). Für den Verkehr mit überseeischen Ländern blieb dieser Hafen bis zum Einzug der Franzosen in Belgien geschlossen. Die Dokumente der Brüsseler Archive bieten keine weiteren Angaben über den Verlauf und die Ergebnisse der beiden österreichischen For­schungsexpeditionen. Aus diesen Papieren geht hervor, daß Märter, Boos, ihre Begleiter und wohl auch andere Gelehrten der Donaumonarchie schon 4) Einzelheiten über diese Verhandlungen bei Pirenne: Histoire de Belgique, Brüssel 1950, 3. Band, S. 130 f. Ein Durchbruchsversuch österreichischer Schiffe durch die Scheldemündung wird von den belgischen Historikern als „Kochtopfkrieg“ (guerre de la marite) bezeichnet.

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