Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 337 hingen, in Gruppen geordnet, Waffen und Gerätschaften der verschiedenen Negervölker vom Weißen Fluß, und auf der rechten Wand glänzten die Waffen der europäischen Welt, Konstantins und Heuglins Feuerwaffen. Über der Haupttür prangte ebenfalls eine österreichische Fahne, umgeben von großen Zierstücken aus blanken Säbeln und Pistolen. Der Pascha nahm am oberen Ende des einen der beiden Tische auf erhöhtem rotem, mit Gold gesticktem Sitze Platz und wies die einzelnen Ehrenplätze an. Reitz saß zu seiner Rechten. Es wurden im ganzen an 50 Platten auf getragen, die allgemein zu befriedigen schienen. Nach dem Mahle begab sich die Gesellschaft unter Vorantritt der Regimentsmusik auf den freien Platz vor dem Konsulatsgebäude. Dort waren Zelte aufgeschlagen, in denen Diwans standen und österreichische und türkische Fahnen hingen. Hier blieb die Gesellschaft unter heiteren Gesprächen bei Fackelbeleuchtung, Kaffee, Tee und Rauchen bis gegen Mitternacht, während draußen bei Geschützfeuer und Militärmusik ein Feuerwerk abgebrannt wurde, dessen Bereitung 15 Artilleristen 12 Tage lang in Anspruch genommen hatte. Eine ungezählte Menge, eine Musterkarte von schwarzen und weißen Völkern, füllte den großen Platz. Man bemerkte sogar die aus ihren Käfigen entschlüpften Damen der vornehmen türkischen Familien, die sich, umgeben von ihren Sklavinnen und Eunuchen, hinter den Zelten auf kostbaren Teppichen niedergelassen hatten. In weit ausgreifenden Bogen sausten Raketen über den westlichen und östlichen Teil der Stadt nach dem Weißen und Blauen Fluß. Mit Verwunderung folgten die Blicke dem herrlichen Schauspiel, und ein staunendes „Maschallah!“ 48) kam über aller Lippen beim Anblick der in bunten Farben schillernden Feuerräder. Befriedigt konnte Reitz seinen Bericht über den festlichen Abend mit folgenden Worten schließen: „Das Fest wird noch lange im Sudan besprochen werden, denn es hat den Türken wie den Europäern, die so viel Gewicht auf das Äußere legen, reichlich Stoff geliefert, auch die wirkliche Bedeutung desselben zu erkennen: denn es demonstrierte der die offenen Zelte umschwärmenden Menge, wie ich die lokale Regierung ehre und wie der Pascha das k. k. Konsulat ehrt. Es zeigte ferner klar die guten Verhältnisse, welche zwischen mir und den Statthaltern der verschiedenen Provinzen existieren, und hebt dadurch das Ansehen und das Vertrauen auf meine rein humanen Absichten.“ Reitz vergißt nicht hinzuzufügen, er habe auch diese Gelegenheit dazu benutzt, den Statthaltern der Provinzen die Freiheit des Handels aufs wärmste zu empfehlen. Sie allein könne zur Verbesserung des Zustands ihrer stark heruntergekommenen Provinzen führen. Ebenso habe er den Araberhäuptlingen, die ihm wegen vieler Gefälligkeiten verbunden i<>) „Wird gebraucht, um auszudrücken, daß etwas gefalle oder in Erstaunen setze.“ (Brehm I, S. 337.) Mitteilungen, Band 12 22