Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 317 von seinen Oberen gesteckten Ziele nur die wissenschaftliche Ausbeutung seiner großen Reise ohne jede Rücksicht auf Gewinn im Auge. Er besorgte alle nötigen Tagesarbeiten und führte nebenbei ein wirklich ausgezeichnetes wissenschaftliches und sehr mühsames Tagebuch. Seine Ausdauer glich seinen übrigen Eigenschaften: sie war großartig.“ (Brehm I, 33). Knoblecher hatte den Plan gefaßt, von Khartum aus oberhalb des 5. Breitengrads in einer Gegend, die noch nie von Europäern betreten worden war, eine Missionsstation bei den Bari zu gründen, einem von Haus aus gutmütigen und heiteren Völkchen, das aber durch Sklaven- und Elfenbeinhändler aus Khartum, die ihr Land zum Ausgangspunkt ihrer Beutezüge zu machen pflegten, völlig verderbt worden war. Mit zwei Begleitern hatte er sich am 13. November 1849 einem Handelsunternehmen angeschlossen, das der Generalgouverneur, wie alljährlich im November, wenn die Nordwinde zu wehen anfingen, auf mehreren Schiffen den Weißen Fluß hinauf geschickt hatte, um von den weiter oberhalb wohnenden Negervölkern Elfenbein gegen Glaskorallen einzutauschen. Als die mohammedanischen Kaufleute der Expedition merkten, daß sich die Missionare schnell das Vertrauen der Eingeborenen erwarben, hatten sie das geplante Werk durch allerlei Machenschaften und gemeine Verleumdungen zu stören gesucht, und es war ihnen auch gelungen, Argwohn gegen die Glaubensboten unter den Negern zu erregen. So hatte Knoblecher bald eingesehen, daß an eine Niederlassung nicht zu denken war, solange er auf den guten Willen und die Gesellschaft der Mohammedaner angewiesen war. „Am 16. Jänner 1850 stand er auf dem Gipfel des wunderlich geformten Granitberges Lagweg unter 4° 10' nördlicher Breite und verfolgte mit sehnsüchtigen Blicken den von Süden kommenden ansehnlichen Fluß. So weit nach Süden war vor ihm noch kein Europäer gedrungen. Er kehrte nach Khartum zurück, fest entschlossen, seine nächste Expedition noch weiter nach Süden auszudehnen“ 38). Von Khartum aus war er nach Europa gereist, um in Österreich größere Mittel für sein Vorhaben zu sammeln. Inzwischen hatte Angelo Vinco einen zweiten Vorstoß nach Süden unternommen. Am 12. Januar 1851, also etwa zu derselben Zeit, wo sich Reitz auf den Weg nach Khartum gemacht hatte, war er von Khartum aufgebrochen und fast bis zum Äquator vorgedrungen. Das Klima aber und die furchtbaren Anstrengungen hatten ihm so stark zugesetzt, daß er wiederholt erkrankte. Kriegerische Verwicklungen zwischen den Negerstämmen hatten ihn in die schwierigsten Lagen gebracht. Die Kunde von der Gefahr, in der er schwebte, war bis nach Khartum gedrungen, wo Reitz inzwischen seine Tätigkeit aufgenommen hatte. Als Österreicher gehörten die Missionare zu Konstantins Schutzbefohlenen, und in seiner Dienstanweisung war ihm die Sorge für ihr Wohl ausdrücklich ans Herz gelegt worden. Auch entsprach die Unterstützung S3) Vinzenz Ferrarius Klun, a. a. O. — Im März 1850 kam Knoblecher in Khartum an.