Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

314 Friedrich Roemheld erforderlichen Bedarf an fremden Waren ins Innere zu schaffen. Deshalb mußte der Herrscher von Dar Für dazu veranlaßt werden, die Waren seines Landes schon weit oberhalb von Siut an den Nil bringen zu lassen, etwa wieder in Dongola oder gar in Khartum. Am 14. August 1851 machten nun die Europäer, Reitz an der Spitze, der schwarzen Hoheit ihre Aufwartung. „Inmitten des geräumigen Hofes“, so berichtet Brehm, „saß die Prinzessin mit gekreuzten Beinen auf einem langen und schmalen Teppiche ... Seine Exzellenz, der uns schon bekannte Minister, nötigte uns zum Sitzen, was auch die bunte Gesellschaft in den mannigfaltigsten Stellungen und mit grimmigem Mienenspiel endlich zustande brachte. Der Platz zum Sitzen war nämlich gar zu türkisch bereitet worden. Es war ein dünner Teppich, den man glatt auf die Erde gelegt hatte. Für mich und die übrigen türkisch gekleideten und mit türkisch-arabischen Sitten und Gebräuchen wohlbe­kannten Europäer war der Teppich ganz bequem, nicht so aber für den in enger europäischer Uniform steckenden Konsul oder meinen Freund Bauer­horst in Ballfrack und engen Beinkleidern mit Sprungriemen.“ Reitz über­reichte der schwarzen Schönheit Geschenke, „welche in wohlriechenden Sei­fen, Bonbons, Kölnischem Wasser usw. bestanden. Sie nahm dieselben ... mit großem Vergnügen an und erwiderte sie mit Danksagungen in arabi­scher Sprache. Ihre wohlgewählten Ausdrücke zeugten von einer großen Geläufigkeit der Sprache, während der Konsul sich vergeblich bemühte, ihr in gewählten Ausdrücken den hohen Zweck seines Erscheinens und die Wichtigkeit eines direkten Verkehrs der Europäer mit den Untertanen Sr. Majestät des „Großen Büffels“ begreiflich zu machen. Er war damals der Landessprache noch so wenig mächtig, daß wir andern seine Phrasen, deren Sinn wir recht wohl verstehen konnten, erst in reines Arabisch über­setzen mußten, um sie der Prinzessin genießbar zu machen.“ Nach Beendi­gung der Audienz begleitete der Minister die Europäer bis vor das Hoftor. „Der Konsul setzte sogleich mit ihm seine diplomatischen Unterhandlungen fort und war wirklich so glücklich, zuletzt von Sr. Exzellenz die Möglich­keit in Aussicht gestellt zu sehen, daß S. M. der König von Für es erlauben würde, wenn einer der Suditen (Schutzbefohlenen) des Konsuls sein Land besuchen wollte.“ Später scheint Reitz die schwarze Fürstin auch auf ihrer Rückreise noch einmal gesprochen zu haben. Er erwies ihr verschiedene Gefälligkeiten, so daß er auf ihre und ihres Gefolges Unterstützung und die Befürwortung seiner Pläne bei dem König rechnen zu können glaubte. Er gab ihr Briefe an den schwarzen König mit und hoffte, von ihm einge­laden zu werden und ihm dann persönlich den Vorteil auseinandersetzen zu können, den ihm die Wiedereröffnung der Straße nach Dongola bringen mußte. Doch scheint dieser Besuch nicht zustande gekommen zu sein. Wenige Tage nach dem Empfang bei der Negerfürstin reiste Brehm von Khartum ab. Vierthaler blieb zunächst noch zurück. Wie es scheint, hatte Reitz dem Universitätsfreund eine Beschäftigung auf dem Konsulat verschafft. Zwei Tage vor ihrer Abfahrt gab Reitz den scheidenden Freun­

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