Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1617–1639

128 Walther Ernst Heydendorff 300 Kroaten mit Proviant in die Festung sandte und am 6. und 7. Juli über die Breisacher Brücke ging, um sich dann auf dem westlichen Flußufer nordwärts zu wenden. Zu einem Zusammenstoß mit Herzog Bernhard, der vorübergehend von der Festung abgelassen hatte, kam es nicht; auch hatte der geglückte Entsatz keine Möglichkeit geboten, ausreichende Vorräte nach Breisach zu schaffen. Die nach Norden abgerückte Reichsarmee kehrte schließlich auf das Ostufer des Rheins zurück, wo am 15. Juli ein Angriff des Weimarers auf Offenburg gescheitert war. Dieses magere Ergebnis sollte durch einen gemeinsamen Entsatzversuch von Götz und Savelli verbessert werden. Am 7. August vereinigten sich die beiden Heere bei Offenburg und traten, 11.400 Mann stark, den Marsch nach Süden an. Der Herzog von Weimar versammelte seine Armee um Frei­burg und führte sie, die fast 20.000 Mann zählte 112) dem heranrückenden Feind entgegen. Am 9. August unterlagen Götz und Savelli in der Schlacht bei Witten­weyer. Zu ihren bedeutenden Einbußen an Kämpfern gesellte sich der Ver­lust des zahlreichen Trosses mit den für Breisach bestimmten Vorräten. Nach diesem Siege schloß der Weimarer die Festung von allen Seiten ein, ohne eine planmäßige Belagerung zu beginnen. Zu gut wußte er um die Verpflegsnot in Breisach, die ihm den festen Platz auch ohne Angriff unversehrt in die Hand liefern mußte, wenn es ihm gelang, auch weiterhin alle Entsatzversuche zu vereiteln. Der mangelnde Einklang der drei Heeresteile, die für den Entsatz von Breisach verfügbar waren, brachte auch in den folgenden Monaten alle Hilfsaktionen zum Scheitern, die vom Kaiser mit allem Nachdruck be­trieben wurden. Im September versuchten sowohl Götz wie Savelli, Proviant in die Festung zu schaffen. Während der erstere den Austritt aus dem Schwarzwald nicht erzwingen konnte, brachte im Aufträge des letzteren der Reiterobrist Milli Draghi mit seinen 400 Kroaten einige Lebensmittel auf einem kühnen Ritt von Philippsburg mitten durch die rechtsrheini­schen Quartiere des Weimarers nach Breisach und schlug sich dann west­lich des Rheins durch die feindlichen Linien113). Im Oktober sollten gleichzeitige Angriffe der Reichsarmee über den Schwarzwald und des Herzogs von Lothringen im Elsaß die Kriegslage ändern. Allein der erstere unterlag am 15. Oktober bei Thann, FM. Götz gelangte zwar süd­lich von Breisach an den Rhein, trat aber nach anfänglichen Erfolgen am 24. Oktober den Rückzug an, als der siegreiche Weimarer mit über­legenen Kräften herankam. 112) W e t z e r, a. a. O., II., 343/344, 35ty352. 113) Obrist Nicola Milli Draghi, 1634—1640 Inhaber und Kommandant eines Kroatenregiments. (Wrede, a. a. O., III., 764). Diese Bezeichnung trugen damals die im königlichen Ungarn geworbenen Reitertruppen ohne Beziehung auf die Nationalität ihrer Soldaten.

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