Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1617–1639

126 Walther Ernst Heydendorff Inzwischen nahm das Unheil für die kaiserliche Sache seinen Lauf. Ohne die Versammlung aller Streitkräfte abzuwarten, führte Savelli die bereits verfügbaren 3000 Mann auf beschwerlichen Seitenwegen von Viliingen über die Hänge des Schwarzwaldes nach Rheinfelden, wo er am 20. Feber ein­langte. Der erste Zusammenstoß mit dem Weimarer weckte verfrühte Siegesstimmung im kaiserlichen Lager, mußte doch der Hei’zog die Be­lagerung von Rheinfelden aufheben und sich unter empfindlichen Verlusten ostwärts ziehen, um sich mit seinen auf dem Südufer des Rheins stehen­den Truppen zu vereinigen. Auf diesem Rückmarsch hatte er eine von Di'agonern und Schwarzwälder Bauei-n angelegte Sperre zu durchbrechen. Der Rheingi’af Hans Philipp und Rohan gehöx-ten zu den Opfern des ersten Gefechts von Rheinfelden. Die Lage der Kaiserlichen war aber durchaus nicht rosig. Vor allem machte die Versorgung von Mann und Pfei’d unvermutete Schwierigkeiten. Wie Werth später seinem Kurfürsten berichtete, hatte sich Savelli auf die Vei'spreehungen der in seinem Lager befindlichen Landgrafen von Füi'sten- berg verlassen, sie würden für die Verpflegung während des viertägigen Mai'sches sorgen; sie konnten aber ihre Zusagen nicht einlösen, die Truppe kam daher nach harten Entbehrungen vor den Feind107). Aber auch hier fand sie nur geringe Aushilfen aus Rheinfelden. Wei'th meinte, die Wald­städte könnten den Feind Jahr und Tag erhalten, aber für die Eigenen sei nichts zu ei-langen gewesen. Das Deutschordensstift Beuggen habe des Feindes ganze Ax-mee mit Proviant und Wein versorgt, solange diese vor Rheinfelden lag, von den Kaisei-lichen habe es niemand aufnehmen wollen. Diese Vei-pflegsnot sollte sich alsbald folgenschwer auswii-ken. Am 2. Mäi-z wandte sich Hei-zog Bernhard von Laufenbui-g wieder west­wärts und ti*af am folgenden Tage nördlich von Rheinfelden auf die Kaiser­lichen, die gezwungen waren, zur Behebung des Verpflegs- und Futterman- gels stai-ke Foui-agierungstrupps auszusenden, die nun auf dem Kampf­felde fehlten. Der Sieg des Weimarei-s über die an Zahl bedeutend unter­legenen und ohne Artillerie kämpfenden Gegner war i*asch entschieden. Unter den Gefangenen befand sich die kaiserliche Generalität, die von der flüchtenden Reiterei und den Pferdehaltern mit ihren Handpferden im Stiche gelassen wox-den war108). Nur Ti-ümmer der geschlagenen Ai-mee entkamen; dem Sieger stand der Weg zum Bodensee offen. Seine Reiter trugen Brand und Verwüstung in die Landschaft bis zur obersten Donau. 107) Kriegsarchiv Wien, Alte Feldakten, 1638, Fasz. Ill, Nr. 52%, 1638 III. 18., Benfeld, AS. 108) Der verwundete Herzog von Savelli entkam kurz darauf aus Laufen­burg, wofür zwei Priester, ein Bürger, eine Frau, ein Leutnant, ein Wachtmeister und zwei Schildwachen mit ihrem Leben büßen mußten. (Meri an, a. a. O., III., 933). FML. Johann v. Werth und GFWM. Adrian von Enckevoirth wurden den Franzosen ausgeliefert, GFWM. Klaus Dietrich Sperreuter, der 1636 aus schwedischen Diensten übergetreten war, in Festungshaft gesetzt. (Werth wurde 1642 gegen Horn ausgewechselt.)

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