Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

NECK, Rudolf: Über die Abschiedsbriefe des Kronprinzen Rudolf

500 Miszellen Vater nicht mehr geschrieben hat, ist sicher und auch der Brief an Erz­herzog Otto hat wohl nie existiert37). Immerhin wäre es möglich, daß ein Brief an Bombelles vorhanden war38). Der Briefumschlag an die Baronin Helene Vetsera mit der Anschrift von Rudolfs Hand enthielt nur die Abschiedsbriefe Marys an ihre engsten Ver­wandten und das Billett an den Prinzen Braganza wird wohl eine Verwechs­lung mit dem oben genannten Schreiben Marys an denselben (mit Rudolfs launigem Zusatz) sein39). Ein vor kurzem angeblich auf Mitteilungen Ferdinand Gorups zurückgehender Brief sei hier nur der Vollständigkeit und im Hinblick auf seine Diktion auch der Kuriosität halber erwähnt40). Im folgenden werden die beiden Schriftstücke im vollen Wortlaut und teilweise im Faksimile wiedergegeben. Sie enthalten nicht nur einige un­bekannte Fakten, sondern dürften auch sonst die Atmosphäre der letzten Tage des unglücklichen Thronerben spüren lassen. Darüber hinaus ermög­lichen sie Rückschlüsse auf die Verläßlichkeit und den Erkenntniswert anderer bereits bekannter Mayerling-Dokumente41). I. Abschiedsbrief des Kronprinzen Rudolf an Szögyény. (Undatiert, wahr­scheinlich Wien, 28. Jänner 1889.) (Photokopie im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.) Kedves Szögyény! Kell meghalnom ez az egyetlen mód mint gentleman ezt a világot lega­lább elhagyni. Legyen oly szives Íróasztalomat itt Bécsben a török szobában, ott hol annyiszor jobb időkben együtt ültünk, felnyitni és a papirokal úgy bánni mint utolsó kívánatomiban itt mellékelve fel van írva. Szívesen üdvözölve és Önnek és imádott magyar hazánknak minden jót kívánva vagyok önnek. híve Rudolf. (Deutsche Übersetzung.)42) Lieber Szögyény! Ich muß sterben, dies ist zumindest die einzige Art, wie ein Gentleman diese Welt zu verlassen. 37) Mitis. a. a. O., S. 441. 38) Carl Lónyay, a. a. O., S. 192 ff. 80) Planitz, a. a. 0., S. 105. 40) Wilhelm Polzer, Licht über Mayerling. Graz 1954, S. 212. Dieser „Ab­schied“ hat ebensowenig einen Adressaten wie das analoge Stück bei Borgese, a. a. 0., S. 230. 41) Am 21. August 1958 jährte sich zum hundertsten Male der Geburtstag des Kronprinzen Rudolf. Am 30. Jänner 1959 sind genau siebzig Jahre seit der Tragödie von Mayerling verflossen. Nicht aus Anlaß dieser beiden Gedenktage ist der vorstehende kleine Beitrag zur Mayerling-Forschung entstanden. Doch sei es dem Verf., der derzeit als Referent im Haus-, Hof- und Staatsarchiv auch das Habsburg-lothringische Familienarchiv zu betreuen hat, gestattet, an diese beiden Daten zu erinnern. 42) Für die Korrektur bin ich Herrn Univ.-Prof. Dr. Julius Miskolczy sehr verbunden.

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