Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Neue Beiträge zur Geschichte der österreichischen Zensur im Vormärz

Die amtlichen Verbotslisten 451 halten, daß seit der Julirevolution der französische Einfluß in steigendem Maße vorwiegt. Italienische Autoren sind in dieser Listengruppe ebenfalls nicht häufig vertreten. Man darf allerdings nicht übersehen, daß es sich dabei nur um Auslandsitaliener handelt, denn die Lombarden und Veneti­an er unterstanden ja der heimischen Zensur, ihre Werke sind daher unter den Manuskripten zu suchen, sind indes nur dann dort zu finden, wenn sie der Wiener Zentralzensur Vorgelegen waren. Hier seien nur die Schriften jener herausgehoben, die das nationale Streben nach Einheit und Unab­hängigkeit auf ihr Banner geschrieben hatten. Francesco Domenico Guerrazzi ist mit einer französischen Ausgabe seines besten Werkes, des kraftvollen Romans „La bataille de Benevent“, Paris 1832 (31 XII/1), Gabriel Rossetti, der nachmals noch schärfere Zusammenstöße mit Öster­reichs Zensur hatte, mit „Iddis e l’uomo“, London 1833 (34 III/2), unter den Verboten vertreten, während „Ettore Fieramosco“ von Massimo d’Azeglio in italienischer Sprache damnatur, in der gleichen Liste auf eine französische Ausgabe jedoch erga schedam erhielt (33 XII/1). Das gleiche Dezisum erfloß auf das Geschichtswerk des strengkatholischen Lombarden Cesare Cantü „Sulla storia lombarda del secolo 17“, Lugano 1833 (33 XII/2) 133). Mazzinis Zeitschrift des „Jungen Italiens“ „La giovine Italia“, Marsiglia 1833, ist nur ein einzigesmal (34 X./l, damn.) angeführt134). Kein zweites Werk hat aber Österreichs Ansehen derart erschüttert wie „Le mie prigione, memoire di Silvio Pellico da Saluzzo“, Turin 1832 (32 XII/2) 135 * *). Schließlich sei noch eine deutsche Übertragung des „Fürsten“ Macchiavells, die zusammen mit dem „Anti-Macchiavell“ 133) Stern, a. a. O., V, S. 19 ff. — H a n t s c h, a. a. 0., II, S. 320 ff. — d’Azeglio (1798—1866), aus altem piemontesischen Geschlecht, hat mit Balbo und Gioberti sehr auf das italienische Nationalgefühl eingewirkt. — Ros­setti (1783—1854), bedeutender philosophischer Dichter, heftiger Gegner des Papstes; lebte und starb in London. — Guerrazzi (1804—1873), patrioti­scher Schriftsteller, Freund Mazzinis. — Cantü: vgl. Anm. 94. — Unter den Manuskripten ist beispielsweise die Verdeutschung des Goldonilustspieles „Die Sucht, auf dem Lande Aufsehen zu machen“ (31 III/l, J. Recalcati) erwähnens­wert. 134) Stern, a. a. O., IV, S. 377 ff., besonders 380. — Giuseppe M azzini (1805—1872), der berühmte Revolutionär, kämpfte für die Verbrüderung freier Völker. — Hier sei auch Sismondi, Des éspérances et des besoins de l’Italie, Paris 1832, angeführt (32 V/2), damn.). 135) Stern, a. a. O., IV, S. 380, 381 f. — Srbik, Metternich, a. a. O., II, S. 30 (vgl. sonst das Register). — Pellico (1789—1854), neben Confalonieri der berühmteste Spielberghäftling, ist auch mit Dramen vertreten (33 II/l damn. u. 34 III/l, erga sch.); Das zitierte — natürlich verbotene — Werk ist in Italien. Sprache und in einer französ. Übersetzung nochmals vorhanden (33 V/2). Sein gleich ihm begnadigter Leidensgefährte Pietro Maroncelli veröffentliche „Alle mie prigioni de Silvio Pellico-addizioni di P. Mar. Seguite delle due tragedie Francesca da Rimini ed Eufemio da Messina“, Paris 1833 (34 III/l), das gleichfalls verboten wurde. 29*

Next

/
Oldalképek
Tartalom