Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718—1773) 219 tember 1767 wirkte er im Temesvarer Missionshaus, und zwar seit 1771 als Superior. Als solcher bekleidete er, wie seine Vorgänger, das Amt des Festungspfarrers. Nach Aufhebung der Gesellschaft Jesu wurde er in diesem seinem Amte bestätigt, beziehungsweise in dieses wieder ein­geführt. Auch der Neffe des Bischofs Stanislavich 34), Paulus Vuko de Branko, Domkapitular und Pfarrer von Werschetz, bewarb sich um diese begehrte Pfründe. Die Kaiserin aber — der auf diese „ärari­sche“ Pfarre das Präsentationsrecht zustand — ließ diese Bittschrift dem damaligen Provinzial, Nikolaus Műszak, übermitteln mit der Aufforderung, für diese Pfarre drei Ex-Jesuiten vorzuschlagen, die nicht nur für dieses Amt, sondern auch für das Temesvarer feuchte Klima geeignet und fähig seien. Auf Grund seiner Kandidatur wurde am 13. November 1773 P. Neumann von der Kaiserin zum Stadtpfarrer von Temesvár ernannt und durch den Domkapitular Rothenbach am 12. Dezember „in spiritualibus“ installiert35 36). Damals gehörte zu -seiner Pfarre (bis 1775) auch die Vorstadt Fabrik. In seiner großen Pfarre waren drei Kapläne angestellt. Ein ganz eigenartiges Vorrecht erhielt Neumann anläßlich seiner Ernennung: Er konnte sich seine Kapläne selbst erwählen und dem Bischof präsentieren. Neumann wurde schon nach zwei Jahren (1775) Ehrendomherr, dann 1794 wirklicher Domkapitular und starb als Dompropst am 8. Oktober 1804 3e). Aus seinem Nachlaß wurde für das Haus, welchem er als Superior Vorstand, nach der Umänderung zum Priesterseminar verschiedenes ange­schafft 37). Die Aufhebung der Gesellschaft Jesu fiel in das Episkopat des Grafen Engl. Sein unmittelbarer Nachfolger, Emmerich Chri- stovich (1777—98), nahm sofort nach seiner Ernennung den Ex- Jesuiten Ladislaus Köszeghy zu sich, anfangs als Sekretär, dann als Generalvikar. Nach dem Tode Christovichs wurde dieser selbst Diözesiaübisdhof von Csanád. Er ist der Bischof, dem nach der Türken­zeit das gelungen ist, worum sich seine Vorgänger umsonst bemüht haben: Im Sinne des Tridentinums ein Dißzesanseminar zu errichten. Zu diesem Zwecke erwirkte er die Überlassung des einstigen Jesuiten- Missionshauses und der Kirche. Diese Kirche, welche eine Weile auch als Kathedralkirche diente, wurde zur Seminarkirche. Das Gebäude aber, welches seit der Rückeroberung von den Türken bis zur Auf­hebung der Gesellschaft Jesu der Mittelpunkt der Seelsorge und die 34) Die Mutter des Bischofs Stanislavich, Helena, war eine gebürtige Vuko de Branko. 3“) Auch die Erzählung dieser Episode verdanken wir unmittelbar Neu­mann. A. a. O. 36) Grosseck: Series eléri dioecesis Csanád sub dato 1804. Oct. 8. K 420. 37) K 223.

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