Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats
Jesuiten im Banat (1718—1773) 217 wurden durch Mitwirken bei Dilettantenveranstaltungen belohnt. Zu diesen sind die Notabilitäten der Stadt erschienen. Seit 1740 trug man auch Schauspiele vor. Die Schule besaß eine regelrechte Bühne, die von Wien bestellt und mittels Schiff bis Peterwardein befördert worden war. Man hat in Gegenwart der militärischen und städtischen Würdenträger das Schauspiel „Alexis“ vorgetragen, dann im August 1771 „Cyrus“ 27). Im allgemeinen veranstaltete man Ende Mai (23.) eine Frühlingsunterhaltung, ferner zu Ende des Schuljahres (5. Sept.) eine Schlußfeierlichkeit mit Gesang und Musik. Im Sommer zog die ganze Jugend mit ihren Professoren in die Waldungen bei Rekasch28). An besonderen Feiertagen zog die ganze Schuljugend — manche „hoch zu Roß“ — auf den Spielplatz, öfters in den Garten der Patres oder auch in die Waldungen, die damals die Stadt umgaben. Am 12. März 1727 wurde das Gedächtnis der Kanonisation des hl. Ignatius und des hl. Franz Xaver gefeiert. Morgens nahmen die Schüler an der gemeinsamen hl. Messe teil, nachmittag zogen sie alle „hoch zu Roß“ zur Unterhaltung ins Freie aus29). Solche Ausflüge fanden öfters, besonders an sonnigen, heiteren Frühlingstagen statt. In Arad unterhielten die Minoriten ebenfalls eine Lateinschule. Beide Gymnasien, in Temesvár und in Arad, wetteiferten miteinander. Die Minoriten wollten an Bildung und Ruf nicht hinter den Jesuiten zurückstehen. Deshalb veranstaltete man seit 1727 Jahre hindurch öffentliche Disputationen aus verschiedenen Fächern der Wissenschaft. Behufs Diskussion der Themata wurden die Jesuiten paarweise eingeladen und diese nahmen die Aufforderung stets bereitwillig an. Sie begaben sich nach Arad und vor einem vornehmen und zahlreichen Publikum ließen sie sich mit den Minoriten in einen öffentlichen Disput ein. Am 13. Juli 1727 luden die Minoriten den P. Ferdinand Melcher S. J. nach Arad „auf eine kleine philosophische Diskussion“ ein. Bei dem geistigen Wettstreit siegte der Jesuit über die Minoriten. Am 9. Januar 1729 fuhren P. Emmerich Vajda und P. Josef Heinzmann nach Arad zur Diskussion theologischer Themata („theses theologicas oppugnaturi“). Der Arader Korpskommandant Graf Katzianer war so begeistert von diesen wissenschaftlichen Debatten, daß er immer seine eigene Elquipage nach Temesvár sandte, um die disputationslustigen Patres abzuholen 30). 27) A. a. O. 2S) A. a. O. 29) „Anniversarium canonisationis s. patriarcharum Ignatii et Francisci Xaverii. Pater professor cum omnibus tribus scholis celebravit hoc festum. Mane omnes sacram mensam adiverunt, post prandium omnes ad recreationem equites exiverunt.“ Ep hem. (27. III. 1727). 30) E p h e m. 62. M 98, 102, K 415—7.