Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

176 Koloman Juhász Dem Hochamte und der Predigt wohnte der Bischof neben dem Hochaltar unter dem Baldachin sitzend bei. Vor der Predigt spielte sich folgende Episode ab. Als der Prediger der Kanzel zu schritt, ließ ihn der nervöse und reizbare Bischof zu sich rufen und ermahnte ihn, weil er vergessen habe, den bischöflichen Segen und die oberhirtliche Erlaubnis zum Predigen zu erbitten. Er gab ihm dann den Segen, aber nicht die Stola auf die Schultern13). In Abwesenheit des Bischofs regierte — auch nach der Installation in Temesvár — der P. Superior die Diözese. Als bischöflicher Vikar vollzog er auch die kanonischen Visitationen. Nádasdy stieg im allgemeinen im Missonshause der Patres ab. Am 15. Februar 1726 ersucht er die Administration, „womit eine Absteige­quartier für ihn und eine Stallung aufgenommen werde, damit er den Vätern SJ. nicht immer zur Last zu fallen gezwungen werde14). Mit dem Tode des Grafen Nádasdy änderte sich die Lage. Sein unmittelbarer Nachfolger, Baron Falckenstein, verdankte den Bischofsstuhl zum großen Teil dem Statthalter des Banates, dem Grafen Claudius Florimund Mercy. Dessen Landsmann und Verwandter war Adalbert Freiherr von Falckenstein, Benediktinerabt von Grönbaeh. Während der französischen Kriege war Mercy oft Gast im Kastell der Freiherren v. Falckenstein und auch später, als Statt­halter des Banates, hielt er die verwandtschaftlichen Verbindungen auf- recht. Mercy wandte sich also gleich nach dem Tode Nádasdys an Prinz Eugen v. Savoyen und bat ihn, den Abt Falckenstein zur Bischofsernen­nung beim Kaiser vorzuschlagen. Der Prinz erfüllte bereitwilligst die­sen Wunsch. Am 1. Juli 1730 verständigte Falckenstein den Grafen Mercy, daß er bereits in Audienz beim Prinzen gewesen und von ihm erfahren habe, daß seine Angelegenheit beim Kaiser günstig referiert wurde. Bald hierauf erfolgte seine Ernennung. Am 6. Dezember 1730 schreibt Falckenstein dem Statthalter des Banates, daß er sich in einer 13) M. 56. „1727. 2. 1. Mártii. Mane illustrissimus ac reverendissimus dominus Ladislaus e comitibus Nädasd advenit et apud illustrissimum D. L. B. de Rebentisch in horto suburbano divertit. In festő s. Mariae Magda- lenae dicto primo sacro P. Superior se ad populum vertit, intimavitque quod d. episcopus in festő s. Jacobi apostoli administravit sacramentum confirma- tionis. Hora nona hujus festi s. Magdalenae comparuit d. episcopus cum aliqua nobilium corona, quem in majori templi janua P. Superior superpelliceo indutus excepit et aspergillam aquae benedictae illi obtulit, quo accepto episcopus hos- pitibus secum venientibus aquam benedictam impertiit. Domino episcopo temp- lum ingrediente omnes sonuere campanae, ut populus ad sacrum cantatum compareat. Sub baldachino ad latus evangelii erecto d. episcopus et sacro cantato et concioni interfuit. Concionatorem festivum volentem monuit ipse, ut a se benedictionem petat: benedictionem illi dedit, sed stolam collo non imposuit. His finitis cum hospitali comitiva domum se recepit.“ E p h e m. 14) Schriften des Csakovaer Verwaltungsamtes. Ergänzungsheft 127.

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