Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718—1773) 167 tet. Es wurde als ein besonderes Ereignis betrachtet, als man am Tage Mariae Namen (Erinnerungstag der Befreiung Wiens), am 12. Septem­ber 1719, wieder das Kreitz auf den Kirchenturm setzen konnte, das die Temesvarer katholischen Slaven gestiftet hatten 43 44 4S). — Glocken waren in der ganzen Stadt nicht vorhanden. Sie verschwanden alle während der Türkenherrschaft. Anfangs wurden die Gläubigen mit Trommelschlag zum Gottesdienst eingeladen. Das erste „Läu­ten“ wurde mit einem, das zweite mit zwei, das Einläuten mit drei Trommelschlägen angekündigt44). Die erste Glocke (309 Pfund) wurde zu Ehren der sei. J ungfrau, die zweite (143 Pfund) dem hl. Franz Borgia, die dritte (70 Pfund) dem hl. Emmanuel Niger ge­weiht45). Es war eine überaus große Freude für die Christen, als man am Vorabende von St. Michael (28. Sept.) 1719 das erste Mal mit den ebenfalls aus Wien bestellten neuen Glocken zum Ave Maria läutete. Am Vorabende des Kirchtages (14. August) 1740 ertönte zum ersten Male die vierte Glocke, die man nach dem Türkenkrieg aus Belgrad erhalten hatte46 47), wo die Patres 1719—1739 ebenfalls gewirkt haben und vorher der spätere Bischof von Csanád, Graf Engl, Bischof gewesen war. Im Anfänge, 1718 bis 1730, wohnten die Patres in den neben der Kirche befindlichen drei türkischen Häusern. Am 30. November 1729 wurde vom Statthalter Mercy der Platz für die neue Missions­niederlassung angewiesen 4T). Im folgenden Jahre, am 4. Mai 1730, 43) „1719. 12. Sept. Hódié apposita est crux ad turrim, quam procuravit inclyta gens Rasciana catholica, magnus est jubilus in fideli populo, quod ibi stet vexillum crucis, ubi prius abominatio Turcica. (Ephemerides, a. a. Datum). 44) „Datum est primum signum cum uno tympano, secundum cum duobus tympanis etc.“ 4B) „Templo nostro accesit campanile cum tribus campanis procuratis ab alma provincia nostra cooperante potissimo RP Stöcklein, qui etiam inscriptio- nes fecit.“ (Annuae Missionis, pg. 12). Auf der ersten: „Dum pia Plejades Virgo compescit, ad Urbis Caesari inaccessae moenia sternit iter“ ; der zweiten: „Dum colit in castris Myster Te Borgia, ad aram, dedicat Eugenio haec mochia Luna Duci“; der dritten: „Quem truculenta cohors, Superis invisa peremit, hoc iterum Emmanuel vivit in aere niger.“ Aus der Anbringung der Glocken ist zu folgern, daß der alte Kirchturm noch bestand, denn in das türkische Minarett hätte man doch solche kleine Glocken nicht aufmontieren können. Aus der Zeit nach der Rückeroberung wurden zahlreiche Ansichten verfertigt, doch deren Verfasser haben kaum die Stadt gesehen, denn auf den Bildern sind lauter Minarette zu sehen, doch den Kirchturm von St. Georg, auf dem diese Glocken angebracht wurden, sieht man auf den Ansichten nicht. (Annuae Missionis, pg- 12). 46) „Hodie primum pulsata campana, quae Belgradiensis olim et heri turri nostrae est.“ (Ephem. p. 254). 47) „Hodie designatum nobis est spatium ab Excellentissimo pro aedifi- canda nova residentia.“ (Ephem. p. 66).

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