Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.
Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 5 det war. Ulrichs Schüler Adolphus, genannt Adolf von Wien, verherrlicht in einem lateinischen Gedicht seinen Lehrmeister als Wissenschafter, Maler, Dichter und Arzt20). In einer vor kurzem erschienenen Abhandlung wird nun Magister Ulrich überraschenderweise als Leibarzt Albrechts I. tituliert21). Urkundlich ist er jedoch einzig als Rektor der Stephansschule bzw. als „medicus et scholasticus Wiennensis“ zu belegen22). Wie kam es zu diesem Irrtum? Anton Mayer schreibt in seiner Studie über die Stephansschule: „Meister Ulrich, ein Zeitgenosse von Albert von Cremona, Pfarrer zu Valchenstein und Arzt des Herzogs Albrecht und von Leopold von Sachsengang, Pfarrer zu St. Stephan, war ein durch Wissen und Bescheidenheit hervorleuchtender Mann ...“. Daraus entstand in der besagten Abhandlung die Version: „Ulrich, Inhaber der Pfarre Falkenstein, war Gelehrter, Maler, Dichter und Mediziner, als solcher auch Leibarzt Herzog Albrechts“! Der Beisatz „Pfarrer von Valchenstein und Arzt des Herzogs Albrecht“ bezieht sich jedoch eindeutig auf Albert von Cremona, der Leibarzt Herzog Albrechts II. war! Johannes von Verona. Bald nach der zwiespältigen Königswahl des Jahres 1314 versuchte Friedrich I. unter Hinweis auf das Recht der ersten Bitte, seinen Leibarzt, Johannes von Verona, beim Domkapitel von Verona ein Kanonikat zu verschaffen. In dieser Sache wurde auch Friedrichs Schwiegervater, König Jayme II. von Aragonien bemüht, der dem Arzt seine Unterstützung zusagte und sich für ihn bei seiner Tochter Isabella verwendete. Aus zwei darauf Bezug nehmenden Schreiben Jaymes vom 3. August 1315 geht klar hervor, daß Johannes der Gattin Friedrichs ebenfalls als Arzt diente. Darin ermahnte er seine Tochter auch, den Ratschlägen des Arztes Folge zu leisten. Trotz zweimaliger Aufforderung durch Friedrich I., Johannes von Verona, der auch Leibarzt Herzog Leopolds I. war, in das erwähnte Domkapitel aufzunehmen, verharrte dieses in seiner ablehnenden Haltung. Im Jahre 1316 gebot Friedrich allen geistlichen und weltlichen Fürsten Italiens, seinem Gesandten Johannes von Verona, „physicus, canonicus ecclesie Mettensis“ und seinem „consiliarius et secre- tarius“, sicheres Geleit zu geben. Da der Leibarzt zu diesem Zeitpunkt als Kanoniker von Metz bezeichnet wird, dürfte er die von ihm angestrebte Pfründe in seiner Heimatstadt nicht erhalten haben23). 20) Anton Mayer, Geschichte der geistigen Cultur in Niederösterreich (Wien 1878), S. 84, Anm. 18. Anton Mayer, Die Bürgerschule zu St. Stephan in Wien (Wien 1880), S. 35 ff. 21) Hans Rupprich, Das Wiener Schrifttum des ausgehenden Mittelalters (Wr. SB., Bd. 228, 1954), S. 59. 22h Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien 1/1, n. 212 und 254. 23) Heinrich Ritter v. Zeißberg, Das Register Nr. 318 des Archivs der aragonesischen Krone in Barcelona (Wr. SB., Bd. 140, 1899), Zeißberg, Das