Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NEMETZ, Walter: Die Kriegsraketen im österreichischen Heere

Die Kriegsraketen im österreichischen Heere 265 dagegen mit 6 tragbaren Lafetten, 3 Munitionskarren, 12 Zugpferden, da­zu 24 Raketeuren und 6 „Knechten vom Fuhrwesen“ zu dotieren. Am Lager waren jedoch insgesamt 12 Belagerungslafetten, 24 tragbare Lafetten, 18 Munitionskarren, sowie 60 vierzöllige, 800 dreizöllige und 600 zweizöllige Raketen bereitzuhalten. Im Jahre 1819 wurden dem inzwischen zum Oberstleutnant beförderten Kommandanten der Raketenfabrik und der Batterien Augustin vier neue Werksgebäude, nämlich ein Mahlwerk für Pulver, ein Beutelwerk für die Brandsätze und zwei Mischwerke bewilligt, deren maschinelle Ausstattung — es handelte sich um wassergetriebene Mühlen — etwa 42.000 fl. kostete26). Für eine Besichtigung der Fabrik und der Batterien im Spätsommer des Jahres 1819 durch Kaiser Franz entwarf Augustin ein großes Pro­gramm, das die Vorführung von zwei Raketenbatterien zu je sechs Lafetten beim Beschuß verschiedener, 700 bis 1300 Schritt (= 525 bis 975 m) ent­fernter Ziele vorsah27). Der zufriedenstellende Verlauf der Inspektion der Feuerwerksanstalt und des Scharfschießens brachte Augustin die Auszeich­nung mit dem Leopoldsorden. Auch wurde nunmehr die Mannschaft der Raketenbatterien und des Laboratoriums als „Feuerwerkskorps“ mit einem eigenen Stabe und einer Kompagnie zusammengefaßt und dessen Gesamt­stand mit 8 Offizieren und 103 Unteroffizieren und Mannschaften nor­miert. Gleichzeitig erhielt das Feuerwerkskorps eine einheitliche Uniform. Nachdem die dunkelgrünen Monturen, welche 1815 zum Ausmarsch gegen Napoléon ausgegeben worden waren, schon längst aufgebraucht waren und alle neu in die Laborierkompagnie und die Batterien eintretenden Artille­risten, Pioniere und Handlanger ihre bisherigen verschiedenfarbigen Trup­penuniformen weitergetragen hatten, sah das Feuerwerkskorps sehr bunt und wenig militärisch aus. Spottweise hieß es daher im Armeejargon auch das „Transporthaus“. Transporthäuser bestanden damals in allen größeren Orten, sie dienten zur Beherbergung durchziehender „Einzelreisender“ der verschiedenen Truppenkörper und waren daher bekannt als Musterkarte der in der Armee vertretenen Uniformen. Das Feuerwerkskorps erhielt nunmehr die Uniform der Feldartillerie: braune Fräcke mit roten Abzeichen, Hüte ä la Corse, weiße Hosen und Schaftstiefel. Als besonderes Korpsabzeichen wurden auf dem Hute, dem breiten Säbelriemen und beiderseits des Rockkragens flammende Granaten angebracht, auch trugen die gelben Knöpfe der Montur ein „F“ (Feuer­werkskorps) auf geprägt2S). * 28 2«) KA. Mem. 13—218; Augustin an FM. Schwarzenberg, Wr. Neustadt, 24. 1. 1819. 2?) KA. Mem. 13-—218; Augustin an den General der Kavallerie und Vize- Hofkriegsrats-Präsident Freih. v. Stipsicz, Wr. Neustadt, 27. 8. 1819. 28) L’AUemand: Die kaiserl. königl. Österreichische Armee ... Taf. 36—5.

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