Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung
534 Literaturberiehte siert, enthält die Festschrift elf Beiträge, die aus verschiedensten Bereichen der historischen Forschung hervorgehen und deren Autoren, in verschiedenen Ländern und Erdteilen lebend, auch ungleicher Geisteshaltung, jedoch alle Heinrich Benedikt in Freundschaft verbunden sind. Einige Beiträge bringen sehr beachtliche wissenschaftliche Ergebnisse. Den Anfang macht Hermann Aubin mit einer Auseinandersetzung mit den neuesten Forschungen über die Lechfeldschlacht. Hiebei wird Barthel Eberls Bemühung um das Verständnis des Ablaufes der Schlacht nicht nur an Hand schriftlicher Quellen, sondern auch auf Grund topographischer Untersuchung an sich voll gewürdigt, jedoch einige allzu kühne Kombinationen betreffend König Ottos Planung des Feldzuges werden zurückgewiesen. Aubin macht ferner auf einen ungarischen Beitrag von Bogyay Thomas aufmerksam, der sich mit den Folgen der großen Niederlage auf das Leben des magyarischen Volkes und dessen dadurch beschleunigten Übergang vom Nomadenwesen zur Seßhaftigkeit beschäftigt. Trotz seiner Kritik an Eberl kommt es Aubin darauf an, die Verdienste Ottos als Heerführer hervorzuheben, wobei die Schlacht „zur Bekräftigung und Bekrönung der deutschen Einheit geworden ist“ (S. 19), einer Einheit, die ungeachtet der Belastung durch die jüngste Vergangenheit als Wunsch des Verfassers auch für die Zukunft zwischen den Zeilen durchleuchtet. Friedrich Hertz, G. W. Leibniz as a political Thinker, bringt eine klare Zusammenfassung über die Haltung des großen Philosophen zu den politischen Fragen seiner Zeit. So führt er aus, wie bei Leibniz der Gedanke der Humanitás bei weitem den der Nation überwiegt, wie der aufgeklärte Monarch als Friedensvermittler ihm Ideal ist und wie er trotz seiner Bewunderung für Ludwig XIV. dessen blutige Expansionspolitik verabscheuen muß. Leibniz setzt sich ebenso für einen übernationalen Friedensbund der Fürsten, ja für einen übernationalen Gerichtshof ein, wie für die Union der Kirchen. Interessant ist, wie sein Optimismus, seine Überzeugung von der „besten Welt“ sich gerade in seinem Geschichtsbild äußert: so sind ihm Revolutionen zwar Strafen für skrupellose Politik, die jedoch läutern und zum Guten zurückführen. Eine sehr interessante geistesgeschichtliche Studie führt in das mit Leibniz angeschnittene 18. Jahrhundert hinein: II Progresso deli’ „Esprit public“ nella seconda metä del settecento e l’assolutismo illuminato, von Carlo Baudi di Vesme. Auf Grund zahlreicher Belege wird die Beachtung der öffentlichen Meinung durch den Herrscher als typisch für den aufgeklärten Absolutismus erkannt. Es wird mit Recht darauf hingewiesen, wie sehr die gelenkte Publizistik die öffentliche Meinung erst bildete, mit der sie leicht verwechselt wird. Aber auch die Kritik wächst in jener Epoche heran, zuerst im Westen, in den Kreisen der Intelligenz, auch in Italien, besonders in den Kaffeehäusern. Nun werben die Regierungen um gute Publizisten, so Friedrich II. um Voltaire, — vergeblich. Nur Josef II. macht darin eine Ausnahme, im Vertrauen auf seine monarchische Sendung sich über die Volksmeinung radikal hinwegsetzend. Es wird ferner gezeigt, wie nun gleichzeitig Patriotismus und Nationalgefühl sich in den Völkern bilden, etwa im 7-jährigen Krieg erwachend, belebt und gesteigert