Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

532 Literaturberichte Deutsch-slawische Wechselseitigkeit in sieben Jahrhunderten. Gesammelte Auf­sätze. (Eduard Winter zum 60. Geburtstag dargebracht.) Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik Nr. 9. Akademie-Verlag, Berlin. IX und 708 Seiten. Brosch. DM 67.—, gebunden DM 70.—. Der Gelehrte, zu dessen 60. Geburtstag diese Festschrift erschienen ist, hat ursprünglich in Prag gewirkt und nach dem letzten Krieg versucht, in Österreich ein Betätigungsfeld zu finden. Seine Abwanderung ins Aus­land bezeichnete nach dem Verlust Otto Brunners das schwerste Versäum­nis der österreichischen Kulturpolitik der Nachkriegszeit auf dem Gebiete der Geschichtswissenschaft. Wer das — in seinen bibliographischen An­gaben leider nicht immer zuverlässige — Verzeichnis der Veröffentlichun­gen Eduard Winters von Othmar Feyl am Beginn der Festschrift über­blickt, wird erkennen, welchen weiten Bogen das Arbeits- und Interessen­gebiet des Jubilars umspannt. Die 28 Beiträge dieses von Joachim Tetzner redigierten Sammelbandes sind von einer Vielgestaltigkeit, wie man sie sonst in Festschriften mit einem festgesetzten Thema nur selten findet. Die Verfasser leben zum Teil in der deutschen Ostzone, einige wenige in Ungarn, in der Tschechoslowakei und in Österreich. Die gegenseitigen deutsch-slawischen Einwirkungen seit dem späteren Mittelalter wei'den in allen Aspekten behandelt. Wir kön­nen hier nicht auf die musikgeschichtlichen und philologisch-literarhistori­schen Beiträge eingehen, sondern wollen nur über die historischen Auf­sätze referieren, namentlich, wenn sie für die österreichische Geschichte von Interesse sind. Der zeitlich früheste Beitrag ist der von Anton B 1 a s c h k a über die Einflüsse der großen religiösen Erneuerungsbewegung des 14. Jahrhun­derts, der Devotio moderna auf Prag (S. 17—32). Im Hinblick auf Winters Studien zur Geschichte des Josephinismus hat Béla Zolnai (mit Lücken in der verwendeten deutschsprachigen Literatur) über die Erforschung des Jansenismus in Ungarn gehandelt (S. 107—156). Die meisten Untersuchungen stehen im Zusammenhang mit Winters jüngsten Arbeiten zur Geschichte der deutsch-slawischen Beziehungen be­sonders seit dem 18. Jahrhundert. Bruno L a m m e 1 s Aufsatz über den Rußlandhandel des 18. Jahrhunderts (S. 157—192) beruht ebenso auf Archivmaterial der Franckeschen Stiftung wie der Bericht Joachim T etz- n e r s über die Russica in den Anlagen zum Tagebuch A. H. Franckes (S. 193—209). Béla Szent-Iványi befaßt sich z. T. auf Grund von archivalischen Studien mit der Herrenhuter Bewegung in der Slowakei im 18. Jahrhundert (S. 278—298), während Herbert Peukert den Be­ziehungen der slowakischen Studenten zu ihren deutschen Kollegen in Jena nach den Stammbüchern der Universitätsbibliothek nachgeht (S. 324—336). Andere Beiträge können sich auf die Bolzano-Forschungen des Jubi­lars beziehen. Karel Swoboda veröffentlichte aus dem literarischen Ar­chiv des Prager Nationalmuseums Ausschnitte aus zwei Briefen grund­sätzlichen Inhalts von Bolzano an Zeithammer mit einem ausführlichen Kommentar (S. 399—424). Ernst Nittner behandelt kurz die (entfern­ten) Beziehungen Havliceks zu Bolzano (S. 425—435).

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