Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

WAGNER, Hans: Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730

Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730 241 schehen, weil der printz Wilhelm und Sutton die früh morgens angestelt gewesene revue biß nachmittag verschoben und der printz annoch bey dem herm landgraffen zu Rothenburg166) zu mittag gespeiset. In Vach wartete der general Seckendorff und obrister Kröcher den könig ab, der auch um 12 uhr schon da ankommen. Die Heßen wurden vor blind gescholten, weil sie nicht einmahl so curiös gewesen, jemand von der suite zu fragen, wer da vorbey passirte. Zu eßen fand man wenig in Vach, dahero das Heßen- land in schlechte reputation kam. Man sezte darnach die reiße nach Eyßen- ach fort. Ihro mayestet aber blieben des nachts eine stunde davon in einem dorff, Furth genant, und weil der herzog 167) par hazard alda zu einer nicht weit davon angestelten jagd passiren solte, so legten sich ihro mayestet sogleich in einer scheuren schlaffen. Der general Seckendorff aber und Kröcher continuirten die route nach Eysenach, da sie den herzog unterwegs rencontrirten, welchen bereits sein büchsenspanner, der von Berlin, die nachricht gegeben hatte, daß der könig im nächsten dorff. Man riethe aber dem hertzog, sich nichts dergleichen mercken zu laßen, sondern den morgenden tag abzuwarten, da er auch, dem vernehmen nach, den könig unterwegens rencontrirt und persuadirt, daß seine mayestet mit nach Eysenach auffs schloß gefahren und alda gefrühstücket. Den 2 4. August. Nachdem der general Seckendorff und obrister Kröcher die ganze vorige nacht fortgefahren, kamen sie früh um 4 uhr in Langensaltza an, alwo auff befehl des königs eine mahlzeit bestellet wurde, welche um so nöthiger, weil man den vorigen tag fast nichts ge- geßen hatte. Gegen 11 uhr kamen ihro königliche mayestet auch dar an, und ob sie wohl als gemeldet schon gefrühstückt, so ließen sie sich doch gefallen, annoch mit zu eßen, wobey die in Langensaltza im quartier liegende chur­sächsische officiers mit zur taffel gezogen wurden. Prinz Moritz von Gotha168) passirte ebenfals par hazard, indem er zu seiner unter denen heßischen trouppen habenden compagnie gehen wolte, gegen welchen der könig nicht viel guts von denen Heßen sprach. Um 1 uhr reiseten ihro mayestet von Langensaltza ab, und als sie über die dritte post hinaus kamen, logirten sie sich gewöhnlichermaßen in ein dorff, Eschenberg ge­nant, in eine scheuer. Der pfarrer des orths, so ihro mayestet ein beßer quartier geben wolte, wurde übel abgewiesen. General Seckendorff und obrist Kröcher, welche aus ermangelung der postpferde nicht sogleich fol­gen können, traffen den könig unter freyen hímmel sitzend an. Weilen nichts zu eßen vorhanden, gab der könig eine bouteille wein zum besten, 166) Ernst Leopold, Landgraf von Hessen-Rheinfels zu Rothenburg, geb. 1684, gest. 1749. 167) Wilhelm Heinrich, Herzog von Jena-Eisenach, geb. 1691, gest. 1741, reg. seit 1729. 168) Prinz Moritz von Gotha, geb. 1711, gest. 1777. Mitteilungen, Band 10 16

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