Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
PEBALL, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg
8 Kurt Peball sechzehnten Jahrhundert sind es neben Bernhard Khevenhüller (1501— 1548) und Christoph Khevenhüller (1503—1557) vor allem Hanns Khevenhüller (1538—1606) Graf von Frankenburg und kaiserlicher Gesandter in Madrid (1571—1606) 17) und sein Bruder Bartholomäus Khevenhüller (1539—1613) 18), der Vater des Verfasser der Annales, die Aufzeichnungen von großer historischer und politischer Bedeutung hinterlassen haben. Das Tagebuch von Bartholomäus gewährt interessante Einblicke in die innerösterreichischen Verhältnisse zur Zeit der Türkenkriege am Ende des Jahrhunderts 19). Das Tagebuch von Hanns, seine Lebensbeschreibungen, seine protokollierten Gesandtschaftsberichte aus Madrid an den Wiener Hof und seine vielfältigen Korrespondenzen sind eine Fundgrube von Materialien für die Verhältnisse zwischen Österreich und Spanien im ausgehenden sechzehnten Jahrhundert 20). Die Blütezeit ihrer geschichtsschreibenden Tätigkeit erlebten die Khevenhüller wohl in der späteren Lebenszeit von Franz Christoph. Ihm nämlich war es vergönnt, die mehr oder weniger formlosen Aufzeichnungen seiner Ahnen zu Genealogien zusammenzufassen und seine Geschichtsschreibung mit dem monumentalen Werk der Annales Ferdinandei zu krönen. Franz Christoph war protestantisch getauft und erzogen worden und hatte in seiner Jugend, gleich seinen adeligen Altersgenossen, Studien an der Hochschule in Padua betrieben. Er hatte aber dabei nicht lange ausgeharrt, sondern bald seine Kavalierstour durch Italien (1604 und 1605), durch Frankreich, die Niederlande und England (1607) angetreten. Frühzeitig schon dem Hofleben zugeneigt, zur Verschwendung veranlagt, lebte er sich rasch in dieses ein. Vermutlich in den Jahren 1612 bis 1614 konvertierte er zum katholischen Glauben21). Begünstigt durch 17) Vgl. über ihn, Khevenhüller-Schlitter, a. a. O., S. 11—21. 18) Vgl. über ihn, ebendort, S. 22—25. 19) Es befindet sich heute im Khevenhüller-Depot im H.-H. u. Staatsarchiv Wien. Vgl. auch B. Czerwenka, Die Khevenhüller, S. 117—118. Bartholomäus sammelte auch mit großem Fleiße Notizen über die österreichischen und deutschen Zustände in allen Archiven, Hofkammern und Landtafeln, er stand in Verbindung mit maßgebenden Kreisen, so daß er einen beträchtlichen Teil zu den „Annales Ferdinandeorum“ seines Vaters Christoph und seines Bruders Hanns beifügen konnte (vgl. J. F. C. Khevenhüller-Metsch, Geschichte der Khevenhüller, Bd. II, S. 51—52). Im Jahre 1610 trug er seinem Sohne Franz Christoph auf, von Beginn des nächsten Jahres an, die „Annales Khevenhülleri“ und die „Annales Ferdinandeorum“ weiterzuführen (ebd. und J. Stülz, Jugend- und Wander jahre, S. 372). 20) Das Tagebuch, autograph, ebenfalls im Khevenhüller-Depot. Über seine Lebensbeschreibungen und seine Gesandtschaftsberichte, vergleiche unten, S. 18. 21) Die Zeit des Übertritts ist nicht genau bekannt. Sein Aufenthalt in Italien und Frankreich, die gegenreformatorische Strömung in Österreich sowie seine innere Neigung zum alten Glauben, dürften ihn dazu beeinflußt haben.