Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

NECK, Rudolf: Zeitgeschichtliche Literatur über Österreich

Rezensionen 427 Die Zeit nach 1918 bedeutete für das Königsberger Archiv insofern einen Aufschwung, als nunmehr Ostpreußen eine erhöhte Bedeutung zukam. Dies kam auch in der wachsenden Zahl der Benützer und erledigten Ge­schäftsstücke zum Ausdruck. In dem modernen Bau von 1929/30 fand das Archiv eine würdige Unterkunft bis zum Zweiten Weltkrieg. F. hat die Geschichte seines Archivs mit viel persönlicher Teilnahme geschildert. Seine Darstellung ist geeignet, auch den Außenstehenden zu interessieren. Von größtem Wert ist die im Anhang gebotene, eingehend gegliederte Übersicht der heute in Göttingen verwahrten Bestände, die Regale in einer Länge von mehr als anderthalb Kilometer füllen. Mengen­mäßig befindet sich heute nicht ganz ein Drittel der ehemaligen Königs­berger Bestände in Göttingen, dem Wert nach jedoch wohl gut neun Zehntel; der Kern, aus dem im Jahre 1804 das alte Archiv bestand mit einem kleinen, aber wertvollen Rest aus dem 19. und 20. Jahrhundert. „Jedes Archiv mag sich ein solches Verhältnis vorstellen, wenn es von seinen Beständen nur ein Drittel, aber nach dem historischen Wert aus­gesucht, zurückbehielte.“ Eine Statistik über die Benutzungen sowie Bemerkungen über den Etat des Archiv runden Forstreuters Darstellung ab; auch ein Orts­und Personenverzeichnis und eine Reihe interessanter Abbildungen und Skizzen wurden beigefügt. Die junge Generation in Göttingen konnte bereits in der Zeit der primitiven Unterbringung in Goslar, gestützt auf die Königsberger Archivbestände, eine Reihe von Arbeiten in Angriff nehmen, deren Ergebnisse schon z. T. publiziert vorliegen. In Kürze wird der zweite Band der Staateverträge des Deutschen Ordens, bearbeitet von Erich Weise, erscheinen und von Walther Hubatsch darf eine Bio­graphie des letzten Deutschordensmeisters Herzog Albrecht von Preußen erwartet werden. Die zwischen Glorifizierung und Verdammung des Alt­preußentums schwankenden Urteile in der Literatur der letzten Dezennien machen es zu einer dringenden Pflicht der historischen Wissenschaft, die Quellen zu revidieren und insbesondere festzustellen, ob und welche Linien vom alten Ordensstaat zu Brandenburg-Preußen, zu Bismarck-Deutschland und zum Dritten Reich zu verfolgen sind. Der Niedersächsischen Archiv­verwaltung, die das Archiv in ihre Obhut genommen hat und bereit ist, nach der vorliegenden Arbeit weitere Studien ihrer wissenschaftlichen Beamten über Probleme der Geschichte Altpreußens in ihrer Publikations­reihe zu veröffentlichen, gebührt Dank und Anerkennung. Rudolf Neck (Wien). Kästner Julius, Das Archiv der Freiherren von Saint-André in Königsbach (Kreis Pforzheim). Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Würt­temberg, herausgegeben von der Staatlichen Archivverwaltung. Heft 1. G. Braun G.m.b.H., Karlsruhe 1954. 175 Seiten. Im vereinigten Staat Baden-Württemberg haben aus beiden Ländern beste archivarische Traditionen zusammengefunden, die neben einem dortzulande besonders erfolgreich organisierten Status von gut aus­gebildeten, nebenamtlichen Archivpflegern nun auch in der neuen Reihe von Inventaren zum Ausdruck kommen. Diese Reihe stellt eine gemein­same Fortsetzung der soliden Inventar-Publikationen in den Mitteilungen

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