Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

NECK, Rudolf: Zeitgeschichtliche Literatur über Österreich

370 Literaturberichte Parteienstaat zur Präsidentschaftsrepublik 10) sollte uns zum Vergleich mit der Entwicklung in Österreich anregen. In den Handbüchern und allgemeinen Darstellungen, soweit sie den behandelten Zeitraum umfassen, wird Österreich nur ungenügend be­rücksichtigt, in erster Linie eine Folge der bisherigen Forschungslage. Das beste in seiner Art von Hans Herzfeld u) bringt ebenso wenig über Österreich, wie die konzentrierte Darstellung Wilhelm Mommsens* 12 *). Auch die einzige österreichische Publikation von Hans Kramer18) legt sich schon wegen der Themenstellung hinsichtlich Österreichs Zurück­haltung auf. Die darin enthaltenen Bemerkungen über die englische Politik in der Anschlußfrage sind mißverständlich. Das vorzügliche Kompendium von Peter Rassow 14) enthält in den Abschnitten über die Zeit von 1918 bis 1945 von Conze und Mau verschiedene Hinweise auf Österreich, doch erscheinen sie bei weitem nicht so gut informiert wie das Werk des Deutschböhmen Emil Franzei15), der neben dem politischen Geschehen auch das kulturell-geistige Leben berücksichtigt. Hier ist er von gewissen Einseitigkeiten nicht freizusprechen: Wildgans, Broch und Musil fehlen z. B., hingegen werden Brehm und Jelusich erwähnt. Auch in der Philosophie hätte der sogenannte „Wiener Kreis“, der bis heute auf das Geistesleben der angelsächsischen Länder wirkt, eine Behandlung verdient. Die knappe, im allgemeinen brauchbare Übersicht von Carl Misch 16) behandelt unseren Zeitraum unter hinreichender Berücksich­tigung Österreichs. Leider ist die Darstellung sehr subjektiv, die Urteile entsprechen nicht immer dem, was man von einem wissenschaftlichen Werk erwartet. Die Geschichte der Diplomatie seit 1919 von Duroselle17), die sonst recht ausführlich und brauchbar erscheint, weist gerade über Österreich einige ärgerliche Fehler auf. Hier ist ein anderes französisches Werk von Baumont18) besser, dem eine kurze und farbige Schilderung der i°) Werner Conze, Die Krise des Parteienstaates in Deutschland 1929/30 (HZ. 178, 1954, S. 47 ff.) u) Hans Herzfeld, Die Moderne Welt 1789—1954, 2. Teil, Braunschweig 1952. 12) Wilhelm Mommsen, Geschichte des Abendlandes von der Französi­schen Revolution bis zur Gegenwart. 1789—1945. München 1951. Vergl. meine Besprechung in Bd. 5, 1952 der vorliegenden Zeitschrift, S. 432 ff. ia) Hans Kramer, Die Großmächte und die Weltpolitik 1789—1945, Inns­bruck 1952. Vergl. meine Rezension in Bd. 5, 1952 der vorliegenden Zeitschrift, S. 432 ff. 14) Peter Rassow (Herausgeber), Deutsche Geschichte im Überblick. Ein Handbuch. Stuttgart 1953. 15) Emil F r a n z e 1, Geschichte unserer Zeit 1870—1950. München 1951, 3. Aufl. 1952. Vergl. Otto Friedrich Winter im 5. Bd., 1952 der vorliegenden Zeitschrift, S. 437 ff. 16) Carl Misch, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Massen. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Stuttgart 1952. 17) J.-B. Duroselle, Histoire Diplomatique de 1919 a nos Jours (Etudes politiques économiques et sociales 7) Paris 1953, vergl. Rossmann in „Außen­politik“ 5. Jg. 1954, S. 339f.). 18) Maurice Baumont, La Faillite de la Paix (1918—1939). (Peuples et Civilisations, Histoire Générale publ. de Louis Halphen et Philippe Sagnac, 20. Teil) Paris 1951.

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