Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
HEYDENDORFF, Walther: Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv
322 Archivberichte Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv. (Fortsetzung und Schluß.) Von Walther H e y d e n d o r f f (Wien). Die Berichte über den Bestand „Kriegsakten“ der Reichshofkanzlei in den Bänden 4, 5 und 6 der „Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs“ endeten mit dem Jahre 1678. Es ist sonach, da die Arbeit des Verfassers nunmehr (1953) zum Abschlüsse gekommen ist, noch über die Akten der Jahre 1679 bis 1689 zu berichten und die Hoffnung auszusprechen, daß die Anlage von Stückverzeichnissen mit Inhaltsangabe für diesen interessanten Aktenbestand eine Fortsetzung finden möge. Die zur Besprechung gelangenden Akten wurden mit Archivbehelf 109/8 erfaßt und füllen 13 Faszikel. Damit ist die Zahl der in den neuen Archivbehelfen 109/1 bis 109/8 aufgearbeiteten Faszikel auf 108 gestiegen. Über die Herkunft dieses Aktenmaterials ist wenig Neues zu berichten; mit Ausnahme der anschließend zu besprechenden Sonderbestände entstammt es fast zur Gänze dem normalen Aktenlaufe der Reichshofkanzlei, wenn auch hin und wieder Einzeleinschübe zu verzeichnen sind. Daß in dieser Epoche häufig Originaldekrete des Hofkriegsrates erliegen, ist deshalb zu unterstreichen, weil das Inventar des Kriegsarchivs *) den Umstand betont, die Akten des Zeitraumes 1557—1752 seien stark skartiert. Wohl befassen sich diese im Bestand „Kriegsakten“ der Reichshofkanzlei enthaltenen Ausfertigungen des Hofkriegsrates vorwiegend mit personellen oder materiellen Fragen, doch sind so manche Schriftstücke vorhanden, die enge mit der unmittelbaren Kriegsführung verknüpft sind. Von den Sonderbeständen aus dieser Epoche, die den Kriegsakten zugelegt wurden, sind zunächst die Akten über die Mission des Bischofs von Tina, „Negociation zur Wieder-Aufnehmung des Teutsch:Landes“, aus den Jahren 1678, 1679, 1683 und 1684 (Fasz. 207, Fol. 1—68), erwähnenswert. Cristobal Rojas (Roxas) de Spinola, Bischof von Tina, kam 1663 in diplomatischen Diensten Spaniens nach Wien und ist durch seine Bemühungen zur Wiedervereinigung der evangelischen Glaubensgemeinden mit der katholischen Kirche bekannt. 1678 und 1683 bereiste er über kaiserlichen Auftrag viele deutsche Höfe* 2). Er wurde 1686 Bischof von Wiener Neustadt und starb 1695. Die Instruktion des Kaisers, Wien 8./7. 1678, Konzept (Fol. 3—8), sieht als Gegenstände der von Spinola zu führenden Unterhandlungen vor: die Wiederaufrichtung des Reiches, die Reichsdefension, die Bekämpfung ausländischen Wesens, die AbschafU Inventare österreichischer Archive, VIII. Inventar des Kriegsarchivs Wien, 1953, I. Band, S 125. Man vergleiche allerdings damit II. Band, S. 1/2 hinsichtlich der aus dem Hofkriegsrat zu den Feldakten abgegebenen Bestände. 2) Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder seit dem westfälischen Frieden (1648), herausgegeben von Ludwig Bittner und Lothar Gross, I. Band, Oldenburg/Berlin 1936, S. 705.