Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

WINTER, Otto Friedrich: Die „Obere Registratur“ des Reichshofrates 1938–1954

312 Archivberichte gönnen; „am 2. September, 16 Uhr, waren bereits alle Akten des XI. Ge- schoßes im Keller untergebracht“ u), — also vornehmlich der Großteil der „Oberen Registratur“, weil naturgemäß eine etwaige Gefährdung in erster Linie die oberen Stockwerke betroffen hätte. Die zitierte „Amts­erinnerung“ weist auf die Nachteile der Archivalienunterbringung im Archivkeller, namentlich wegen der durchlaufenden Wasserrohre und des hohen Feuchtigkeitsgehaltes, hin, bezeichnet ihn aber im Vergleich zu den anderen in Erwägung gezogenen Unterbringungsräumen noch als günstig. In den Monaten Januar bis April 1940 12) wurden zahlreiche Be­stände in einen gemieteten Keller im Hause Bankgasse 1, bzw. in gewölbte Parterreräume des Gebäudes Bankgasse 8, die sich in unmittelbarer Nähe des Archivgebäudes befanden, übertragen, um den Archivkeller für andere, häufiger gebrauchte Archivalien freizumachen; die „Obere Registratur“ befand sich unter den in den Parterreräumen Bankgasse 8 aufgestellten Beständen. Als im Jahre 1943 durch die Ge­winnung von Ausgangsbasen in Süditalien durch die Alliierten größere Luftangriffe auf Wien in den Bereich der Möglichkeit gerückt waren, wurde die Verlagerung von Archivalien an außerhalb Wiens gelegene Bergungsorte, hauptsächlich Schlösser, Guts- und Pfarrhöfe, forciert. Bei der „Oberen Registratur“ kam noch dazu, daß das Unterrichtsarchiv die Parterreräume Bankgasse 8 für Bestände, die bisher nicht ausreichend gesichert waren und für amtliche Zwecke stets in Reichweite bleiben mußten, anforderte13). So wurden v.on der „Oberen Registratur“ in drei Lastautotransporten am 22. und 28. Oktober und am 19. November 1943 die Faszikel 1 bis 2580 (mit Ausnahme der versehentlich zurückgeblie­benen 2401 bis 2408) in das in der Nähe von Schönfeld-Lassee an der Bahnstrecke Wien—Marchegg liegende Gut Markhof gebracht14); da die dort gemieteten Lagerräume — der sogenannte „Wintergarten“ im Hoch­parterre, ein Zimmer und das Badezimmer im ersten Stock und noch ein Raum im Hochparterre 15) — nicht mehr faßten, schickte man den Rest des Bestandes am 23. November 1943 nach Haizendorf bei Grafenegg an der Bahnstrecke Wien—Krems, wo er zusammen mit dem Archiv des Oberstjägermeisteramtes und den Abschriften der „Dispacci di Ger­mania“ im dortigen Pfarrhof aufgestellt wurde16). Eine Übersicht über sämtliche Verlagerungen wurde im sogenannten „Bergungsverzeichnis“ (Zahl 253/1942) geschaffen; die Betreuung der verlagerten Bestände beschränkte sich infolge des Personalmangels und der immer ungün­stiger werdenden Verkehrsverhältnisse auf ziemlich seltene Besichtigun­») Reg. d. HHStA., ZI. 3506/1939. 13) Reg. d. HHStA., ZI. 1542/1940 und 1141/1942. Vgl. auch AB. 549. 13) Reg. d. HHStA., ZI. 1665/1943. 14) Reg. d. HHStA., ZI. 1512, 1848, 1888, 1948, 1999/1943. Vermerk in AB. 549. 15) Vgl. ZI. 1888/1943. In anderen Räumlichkeiten des Gutshofes waren Bestände der Universitätsbibliothek Wien eingelagert. 16) Reg. d. HHStA., ZI. 2009/1943. Vermerk in AB. 549.

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