Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

KRAUS, Wilhelm: 10 Jahre Österreichisches Staatsarchiv 1945–1955

Österreich 273 und einer Frequenz von 25 Personen täglich bis zu einer jetzt seit 2 Jahren eingetretenen Stabilisierung von 324 Benützern 1954, mit 4814 Arbeits­tagen und einer Frequenz von 16 Personen täglich genommen hat. Ins­gesamt wurde das HHStA. in diesem Jahrzehnt von 2923 Forschern, davon 441 Ausländern, mit 45.765 Arbeitstagen benützt, was eine Frequenz von 16 Personen täglich ergibt. Da diese Statistik auch in diesem Zweig der Archivtätigkeit interessante Aufschlüsse über die Eigenart der Archive liefern kann, wäre ihre gleich­mäßige Durchführung in allen Archiven wünschenswert. c) Archivalische Tätigkeit. Wohl nie noch in der Archivgeschichte stand das Archivpersonal vor einem solch erdrückenden Berg archivalischer Ordnungsaufgaben wie nach Kriegsende 1945. Die Abfuhren von Schriftgut an die Archive in vergan­genen Jahrzehnten hatten doch zum weitaus überwiegenden Teil nach äußerer Form (Faszikulierung) und Inhalt geordnetes Schriftgut einge­bracht; ein devastierter Archivkörper bildete eine Ausnahme. Die Ver­lagerungsaktionen von 1942—1944 hatten die Bestände in geordnetem Zu­stand in die Verlagerungsorte gebracht und das Personal dieser Jahre, obwohl durch die Einziehungen zur Wehrmacht dezimiert und überaltert, hatte sie in geordnetem, benützbaren Zustand aufgestellt und erhalten, so lange es nur irgend möglich war. Was jetzt nach 1945 wieder zurückströmte, war nur mehr zum Teil im normalen Zustand, ein anderer, sehr wesent­licher Teil kam in einem Zustand herein, der jeder Beschreibung spottete und mehr — sit venia verbo! — einem Misthaufen als einer Behörden­registratur glich. Jedes Archiv wußte noch jahrelang nachher in seinen Jahresberichten davon zu erzählen — die Schäden sind noch heute nicht ganz behoben und werden sich auch teilweise nicht mehr beheben lassen. Am wenigsten waren das HKA. und das HHStA., am meisten das FA., das KA. und das AVA. davon betroffen und die Forschung künftiger Jahr­zehnte wird darunter ähnlich zu leiden haben, wie unter den durch den Brand des Justizpalastes 1927 eingetretenen Verlusten. Bei den Rückführungen und den dabei notwendigen Aufräumungsarbei­ten in den Archivgebäuden haben alle Beamten, gleich ob Akademiker oder Reinigungsfrau, auch die schmutzigste Arbeit bereitwilligst übernommen. Nur diesem wirklich kameradschaftlichen Zusammenarbeiten war es zu danken, daß die rückgeführten Bestände, die an jenen Stellen der Depots provisorisch wieder aufgestellt wurden, wo sie vor der Verlagerung stan­den, bereits im Laufe des ersten Jahrfünfts wieder benützbar waren, wenn sie in ihrem Ordnungszustand nicht völlig durcheinander geraten waren. (1) Im HHStA. waren nach dem alten Lageplan viele Bestände unein­heitlich und durcheinandergemischt aufgestellt, innerlich zusammenge­hörende Archivkörper waren oft über das ganze Depot zerstreut. Eine Neuaufstellung wurde 1949—1951 nach den großen Gruppen, wie sie im Mitteilungen, Band 8 18

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