Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BLAAS, Richard: Die Gedächtniskapelle in Queretaro und die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Mexiko

208 Richard Blaas bedurfte, um seine Ideen durchzubringen61). Entsprechend Punkt I des Übereinkommens hatte Goluchowski bereits am 5. April mit dem von ihm ausersehenen Kandidaten für den neuen Gesandtschaftsposten, dem k. u. k. Ministerresidenten in Tanger, Grafen Gilbert von Hohenwart zu Gerlach- stein, Verbindung aufgenommen 62) und bereits am 8. April dem deutschen Außenamt dessen Nominierung mitteilen lassen und um die Auswirkung des Agrément gebeten. Mexiko brachte für den Wiener Posten Don Jósé de Teresa y Miranda, einen Schwager des Präsidenten, in Vorschlag. Das Agrément wurde beiderseits am 17. April 1901 erteilt63 64). Für das Datum der Publikation der Ernennungen, das nach Punkt II von Österreich zu bestimmen war, wurde ein späterer Zeitpunkt vorgeschlagen, da in den laufenden Delegationsverhandlungen erst die finanziellen Erfordernisse der neuen Gesandtschaft ausgehandelt werden mußten 84). Die k. u. k. Regierung schlug als Zwischenlösung eine mit 1. Mai datierte Veröffentlichung in der Presse vor, in der lediglich auf die bevorstehende Ernennung der beider­seitigen Gesandten hinzuweisen wäre65). Mexiko war dieser Kundmachung aber bereits zuvorgekommen und hatte in der Deputiertenkammer schon am 18. April die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen bekannt gegeben und das für die neue Gesandtschaft notwendige Nachtragsbudget eingebracht, das einstimmig angenommen wurde66). Die in Punkt III vor­gesehenen Telegramme wurden, nachdem die Delegationen die Errichtung der neuen Gesandtschaft gebilligt hatten, am 27. Juni 1901 ausgetauscht und veröffentlicht67). Damit waren die seit 1867 abgebrochenen diploma­tischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Mexiko in aller Form wiederhergestellt. Der neue mexikanische Gesandte überreichte sein Be­61) Ebenda. Privatschreiben Fürstenbergs an Sektionschef Szécsen vom 23. III. 1901. 6") Administrative Registratur, F 6, Kaiserliche Missionen, Fasz. 73, Me­xiko 2, Chiffretelegramm an Hohenwart vom 5. IV. 1901. 63) Adm. Reg. F 6/73, Note der deutschen Botschaft in Wien vom 19. April 1901. Pol. Arch. XXXIV/9 a. a. O. Telegramm nach Berlin vom 17. April 1901. 64) Pol. Arch. XXXX/285, Ministerratsprotokolle. In dem gemeinsamen Mi­nisterrat vom 15. April 1901, nr. 432, begründete der Außenminister Graf Golu­chowski die Errichtung der neuen Gesandschaft: „daß die Errichtung einer Gesandtschaft in Mexiko einem seitens der industriellen und Handelskreise der Monarchie bereits seit längerer Zeit gehegten Wunsche entspricht und daß sogar die Delegationen sich in einer der vorangegangenen Sessionen zu Gunsten der Errichtung einer diplomatischen Vertretung in Mexiko ausgesprochen haben.“ 65) Pol. Arch. XXXIV/9 a. a. O. Telegramm nach Berlin vom 19. April 1901. 66) Ebenda. Telegramm aus Mexiko vom 20. April und aus Berlin vom 23. April 1901. 67) Ebenda. Telegramm aus Mexiko vom 27. Juni 1901: J’ai eu l’honneur de recevoir le telegramme de votre Excellence m’informant que la nomination du ministre d’Autriche-Hongrie a Mexico paru aujourd’hui dans les journaux offi- ciels et je me plais a vous annoncer que notre diario official publie egalement aujourd’hui la nomination du ministre mexicain pour Vienne . ..

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