Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BLAAS, Richard: Die Gedächtniskapelle in Queretaro und die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Mexiko

202 Richard Blaas rung in dieser Sache verdeckt und andererseits die recht ärmliche Aus­führung motiviert werden. Diese offizielle Version hat die öffentliche Mei­nung in diesem Sinne gebildet und ist auch in neuere Nachschlagewerke übernommen worden41). Den Kapellenbau hoffte man in vier bis fünf Monaten aufführen zu können, aber Schwierigkeiten in der Materialbeschaf­fung und Unstimmigkeiten in der Bauleitung hemmten die Arbeiten immer wieder, so daß der Bau anstatt, wie projektiert, im Frühjahr 1899 erst im Herbst 1900 fertig wurde42). In Wien wurde die Errichtung der Gedächtniskapelle wohlwollend auf­genommen. Der Kaiser stiftete für die Kapelle das Altargemälde, das der Professor an der Akademie der bildenden Künste Alois Delug nach den Maßangaben des Fürsten Khevenhüller ausführte43). Das Altarbild stellt eine Pieta dar. Das Bild wurde nach seiner Fertigstellung vom Kaiser selbst besichtigt, der sich bei dieser Gelegenheit über den Stand der Ver­handlungen mit Mexiko unterrichten ließ 44). Der Präsident der mexikanischen Republik, Porfirio Diaz, hatte sich, als der Kapellenbau seiner Vollendung entgegenging, in einem vertrau­lichen Schreiben an den Fürsten Khevenhüller gewandt und darin der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß eine österreichische Delegation bei den Einweihungsfeierlichkeiten zugegen sein werde45). Zugleich hatte er den Fürsten gebeten, diesen Wunsch durch den k. u. k. Außenminister dem Kaiser vortragen zu lassen. Fürst Khevenhüller, der sich sehr für die Er­füllung dieses Wunsches einsetzte, mußte General Diaz mitteilen, daß man vom 25. Oktober 1898 berichtete u. a. „The fact of this memorial chapel being erected speaks volumes for the growth of the spirit of conciliation as well as for the stability of the present institutions of the country. There was a time when the autorities might have hesitated about granting permission for the erection of this chapel. Now the permission can be granted with entire safety, as the chapel will signify nothing but a pious mortuary memorial.“ 41) Vgl. Enciclopedia Italiana vol. XXVIII, p. 624, Schlagwort Queretaro. 42) Pol. Arch. XXXIV/9, Liasse Mexiko I. a. a. O. Khevenhüller an Golu- chowski ddo. Riegersburg, den 8. Sept. 1899 .. . „Kaska schreibt, daß der Mar­mor so schwierig zu beschaffen war, aus Amerika — und auch die Steinmetze. Es scheint der Bau sehr schön zu werden. Diaz läßt mir sagen, wie ihm die Verzögerung leid thäte und wie er sich freut, daß die Kirche endlich vorwärts kommt. Es scheint, daß Diaz sehr wünscht, daß ich, wenn S. M. es befiehlt, längere Zeit in Mexiko verweile, nun wie unser Kaiser will...“ 43) Ebenda, Note des Oberstkämmereramtes an das k. u. k. Ministerium des Äußeren, ZI. 1682, 17. Okt. 1899. 44) Ebenda, Noten des Oberstkämmereramtes, ZI. 1324 und 1788, 13. Okto­ber 1900. 45) Pol. Arch. XXXIV/9 a. a. O. Übersetzung aus dem Spanischen eines Briefes des Präsidenten Diaz an Khevenhüller vom 15. Okt. 1900: „Als ich Ihnen schrieb, war es nicht meine Absicht, mich geschäftig zu zeigen, noch auch irgend etwas zu erbitten, sondern nur, im Vertrauen einem Freunde wie Sie einen Wink zu geben, welchen man benützen könnte, wenn man dies für irgendwie nützlich hielte, und im gegentheiligen Falle ohne Folgen lassen.“

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