Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WINKELBAUER, Walter Franz: Kaiser Maximilian I. und St. Georg

Kaiser Maximilian I. und St. Georg 525 die, wie auch heute noch, dem hl. Georg geweiht war. Die Namensgebung war ganz im Sinne des Programms, dessen Ausführung dem späteren Herrscher ja doch die liebste von seinen Aufgaben gewesen wäre: Nämlich die Vertreibung der Türken aus Europa und Befreiung der sechs Jahre zuvor von ihnen infolge der Saumseligkeit von ganz Europa eroberten Hauptstadt des griechischen Kaisers. Jaiire später bekannte sich der Herr­scher vollinhaltlich zu der ihm in die Wiege mitgegebenen Aufgabe, indem er in diesem Sinne sowohl im „Weisskunig“ als auch in seiner lateinischen Selbstbiographie die Vorgänge bei seiner Taufe als für sein Leben rich­tunggebend ansah. So betet im Weisskunig der von den Türken vertrie­bene König von Otnop 4): „Also hab ich das Kind mit Verleihung der güt­lichen genad aus der tauf gehebt, der mich durch sich oder sein frucht gegen meinen veinden, die mich vertrieben haben, rechen und die Türken mit streitpern hand diemuetigen wird. Diese wort bedeuten künftig aus- legung, die noch beschehen werden mit warer tat.“, und im „Theuerdank“ zieht der Held bereits als Georgsritter in den Türkenkrieg. Obwohl der Vater, Kaiser Friedrich III., der eine tiefe Verehrung zum hl. Georg hegte — diese sollte sich später auch noch praktisch auswirken, und der unter anderem auch den Beginn seines berühmten Notizbuches vielleicht nicht ohne Absicht nach dem St. Georgstag datiert hatte 5) —, den Sohn nach diesem seinem Lieblingsheiligen zu benennen wünschte, auf Grund eines Gelübdes und wohl auch im Hinblick auf die Stellung des Heiligen als erster Glaubensstreiter; die Mutter, Kaiserin Eleonore, hin­gegen ihr Kind Konstantin benennen wollte — sie sah ihren Sohn gleich­sam schon als Wiedereroberer des erstürmten Konstantinopels —, so bekam der Knabe dann doch endgültig den von seinem Taufpaten bestimmten Namen Maximilian. Nun, auch dieser Heiligenname fällt nicht aus dem Rahmen der dem Prinzen bereits in der Wiege gestellten Aufgabe, war doch sein Träger der Stadtheilige von Cilli, der in Norikum als Glaubenbote gewirkt hatte und um 284 eben in Cilli enthauptet worden war6). Und zu dem Lokalheiligen mit dem engeren Umkreis seiner Verehrung hatte nun der Taufpate als ehemaliger Wojwode von Bosnien wohl doch ein näheres Verhältnis, als zum gewesenen Namenspatron von Stambul, oder auch zum „Erzmärtyrer“, mit ihrem weit umfassenderen und auch zu größeren Leistungen verpflichtenden Programm eines allgemeinen Kreuzzuges des Abendlandes. Jedenfalls betrachtete später Maximilian die Tatsache, daß gerade diese drei Namen bei seiner Namensgebung waren in Erwägung 4) = Ponto, Wojwode von Bosnien; Weißkunig, herausg. von Alwin Schulz, Jahrb. d. kunsthist. Sammlungen d. a. h. Kaiserhauses VI, 1888, S. 52. 5) S. A. Lhotsky, Die sogenannte Devise Kaiser Friedrichs III. und sein Notizbuch, Jb. d. k. h. Samml. N. F. XIII, S. 101, n. 1. 6) S. Jos. Braun, a. a. O., Sp. 533.

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