Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WINKELBAUER, Walter Franz: Kaiser Maximilian I. und St. Georg

Kaiser Maximilian I. und St. Georg. Von Walter Winkelbauer (Wien). Unter all den zahlreichen Heiligen der katholischen Kirche, die als „Hausheilige“ von den Habsburgern eine besondere Verehrung erfuhren, nimmt der hl. Georg unter Kaiser Maximilian I. eine ganz einzigartige, hervorragende Stellung ein, wie kaum ein anderer Heiliger weder unter Maximilian selbst, noch bei seinen Vorgängern und Nachfolgern. Wohl hat Maximilian noch eine erkleckliche Schar von Heiligen, besonders die von seiner „Sipp-, Mag- und Schwägerschaft“ *) auf seine Art verherrlicht und kultisch verehrt, doch an Breitenwirkung und praktischer Auswirkung seiner Verehrung steht der hl. Georg an vorderster Stelle. Wenn indes der Georgs-Kult des Kaisers weit vom der übrigen Form der Heiligenverehrung abwich und weit hinein in die Gebiete einerseits der Kunst und Kultur andereits der Politik ausstrahlte, so lagen die Ursachen davon gleicher Weise in der fesselnden Person des Kaisers, wie in dem Vorbild des Heili­gen und den Forderungen, die eine folgerichtige Pflege seines Kultes nach sich zog. Dieser Kult des Heiligen entwickelte sich aus einer immer be­stimmtere Formen annehmenden „Georgsidee“, die in der Persönlichkeit Maximilians so fest verankert war, daß sich eine zusammenhängende Be­trachtung zur Gewinnung eines weiteren kleinen Zuges im Charakterbild dieses so sehr interessanten Fürsten lohnen mag. Georg war ein Krieger hohen Standes aus Kappadokien, der unter Kaiser Diokletian zu Lydda oder Nikomedien wegen seines standhaften Bekenntnisses zum Christentum den Martertod erlitt. Seine Verehrung verbreitete sich äußerst schnell über den ganzen damaligen christlichen Osten, er wurde einer der „Erzmärtyrer“ und galt als das Vorbild des jugendlichen, unbesieglichen Glaubenshelden aus dem Soldatenstande schon Jahrhunderte vor den Kreuzzügen1)- Sein Ansehen verbreitete sich jedoch rasch auch über das Abendland und seit Aufkommen der Drachenlegende im 11./12. Jahrhundert und endgültig seit König Richard Löwenherz2) *) S. Simon Laschitzer, Die Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwäger­schaft des Kaisers Maximban I., Jb. d. k. k. Samml. IV, 1886. >) Über St. Georg s. Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IV, S. 392 f.; Stadler-Heim, Heiligenlexikon, Augsburg 1858, 2. Bd., S. 384 f.; Künstle, Ikonographie der Heiligen, Freiburg 1926, 2. Bd., S. 263; Jos. Braun, Trachten und Atribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Stuttgart 1943, Sp. 238 ff. 2) S. Legenda Aurea (Ausgabe von Richard Benz), Sp. 395: Der Heilige erklärt beim Verhör vor dem Richter Dacianus, er sei aus edlem Geschlecht und

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