Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

BLAAS, Richard: Probleme und Methoden der Archivalienrestaurierung

Probleme und Methoden der Archivalienrestaurierung 385 angewendet werden kann. Das Papier unterliegt im Laufe der Zeit einem Oxidationsprozeß, d. h. es ist braun oder vergilbt geworden. Dieser Oxidationsvorgang verändert das Papier natürlich nicht nur in seinem Aussehen. Zum Ausbleichen vergilbter Druckwerke wurden verschiedene Verfahren entwickelt95). Das am römischen Institut übliche Verfahren besteht in der Waschung des Buches in einer Chlorsäurelösung, in Eau de Javel. Ähnliche Bleichstoffe stellen auch das Permanganat und der Sauerstoff dar. Durch diese Art von Bleichung werden nicht nur die vergilbten Stellen, sondern auch andere Flecken entfernt. Welche Methode immer man anwendet, anschließend an die Bleichung muß auf jeden Fall ausgiebig und gründlich in fließendem Wasser jede Spur der verwendeten Chemikalien weggewaschen werden. Bei Verwendung von Eau de Javel kann die Eliminierung des Chlors am gründlichsten durch Auswässerung mit Natriumhyposulfit erreicht werden. Da das Papier logischerweise durch dieser Vorgang aufgeweicht und äußerst zerbrechlich wird, darf diese Arbeit nur mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen werden. Zu diesem Zwecke wird das Blatt in einem Rahmen, der mit einem nichtrostenden engmaschigen Drahtnetz überzogen ist, gelegt und durch einen zweiten ähnlichen Rah­men, der mit dem ersten durch Schließen verbunden werden kann, fixiert. Nun wird der Rahmen in die Bleichlösung gelegt und solange darin gelassen, bis die Bräunung und die Flecken verschwunden sind (ca. 3 bis 5 Minuten), dann wird der Rahmen herausgehoben und in ein Wasserbad gelegt, durch das dauernd Wasser zu- und abfließen kann. Das Wasser darf nicht direkt auf das Blatt fallen, weil es dadurch verletzt werden könnte. Nach der Auswässerung, ca. 5^10 Minuten, wird der Rahmen in den Trockenofen geschoben, wo das Blatt bei einer Temperatur von zirka 30—40° C rasch trocknet. Diese Art der Bleichung setzt natürlich be­stimmte Einrichtungsgegenstände voraus, die nicht überall gegeben sind. Erforderlich sind jedenfalls zwei bis drei große emaillierte Schalen (wie sie in Photolaboratorien verwendet werden) für das Bleichwasser, Fixier­bad und Wasserbad. Der Trockenofen kann auch durch Lufttrocknung 95) Vgl. Harry Miller Sydenberg und John Archer, The care and repair of books, New York 1946, S. 57 ff.; L. Longo, Applicazzioni di mezzi di smacchiamento in soluzioni non acquose, Bollettino dell’Ist. d. Patol. d. libro, Anno 6 (1947), S. 72 ff. Der am römischen Institut angewandten Chlorbehand­lung entspricht am ehesten, die von Richter, Neues Museum, Berlin, zur Blei­chung von Kupferstichen und Gravuren entwickelten Methode. Richter emp­fiehlt vier verschiedene Waschungen: 1. in reinem Wasser (2 Stunden); 2. in Chlorlösung (400 g Chlorkalk in 4 Liter Wasser) 2 bis 3 Minuten; 3. in einem Antichlorbad (200 g Natriumhyposulfit auf 4 Liter Wasser) 3 Minuten; 4. in fließendem Wasser (6 Stunden). Bad 1 und 4 darf natürlich für Papierdokumente nicht solange ausgedehnt werden. (Dieses Verfahren wurde dem Bericht von H. Smith, Manuscript repair a. a. O., S. 63 entnommen.) Vgl. auch hiezu Max Schweidler, Die Instandsetzung von Kupferstichen, Zeichnungen, Büchern usw., Stuttgart 19492, S. 33 ff. Mitteilungen, Band 6 25

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