Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

SANTIFALLER, Leo: Über die Urkunde für das Breslauer St. Vinzenz-Stift vom Jahre 1139–1149

18 Leo Santifaller infolge Alters zugrunde gegangen sei, quia originale nimia vetustate 'periit4). Die Angabe bei Klose6), daß sich „der Stiftungsbrief“ zur Zeit des Cureus, also in der zweiten Hälfte des 16. Jh. „noch im Original im Archiv zu St. Vincenz“ befunden hätte, erweist sich als ein Irrtum, welchen Klose selbst richtig stellt6). Klose schreibt außerdem7), die Benediktiner hätten bei ihrem Abzüge aus dem Yinzenzstift die Stiftungsurkunde nicht „da gelassen“ — demnach könnte man vermuten, daß sie die Urkunde in das ihnen von den Prämonstratensern überlassene Lorenzkloster bei Kalisch gebracht hätten oder daß das Stück vielleicht in das Kloster Tyniec gelangt wäre, weil der Abt dieses Stiftes im Streite zwischen den Prämonstraten­sern von St. Vinzenz und den vertriebenen Benediktinern als Schieds­richter bestellt und ihm im Gange dieses Prozesses Bücher und andere Gegenstände für das Lorenzkloster übergeben werden sollten 8); ob Klose in dieser Hinsicht konkrete Nachrichten Vorlagen oder ob es sich — was 4) Siehe unten S. 30. In der Bestätigungsurkunde Kaiser Karl IV. von 1359 Januar 13 für das Vinzenzstift heißt es: cuius privilegia et literae, quae et quas principes et alii Christifideles donaverunt hactenus, partim ignis vora­gine in totum perierint, partim antiquitate dierum ad eum statum pervenerint, ut etiam congrue legi non valeant et tractu dierum in finalem destructionem totaliter polabentur (Breslau Staatsarchiv, Rep. 67 n. 377; zitiert hei Moe- pert, S. 3 Anmerk. 9). Es kann hier wohl unser Original mit gemeint sein; im übrigen findet sich die Bemerkung, daß Urkunden durch Brand und Alter zugrunde gegangen seien, auch sonst nicht selten; tatsächlich haben sich ge­rade im Vinzenzarchiv zahlreiche alte Urkunden in gutem Zustande erhalten und man hat eigentlich nicht den Eindruck, als ob sehr viele Urkunden, Kopial- bücher etc. des alten Vinzenzarchives in Verlust geraten wären; vgl. auch Santifaller, Liebentals Kopialbücher und Nikolaus Liebental. 5) Klose, Von Breslau (Breslau 1780) S. 221 Anmerk, r7 und Klose, Von Breslau 1 (Breslau 1781) S. 221 Anmerk. r7. 6) Es heißt bei Klose a. a. O.: „Cureus hat in der Überredung gestanden, daß der Stiftungsbrief noch im Original im Archiv zu St. Vinzenz sich befinde, daher schreibt er (Annál. Siles, p. 49) Monumenta fundationis Monasterii Vin- centini edita sunt anno 1139, sub nomine filiorum Boleslai, cum pater recens decessisset. Neque alia extant uetustiora in nostra hac regione. Das Zitat stammt aus Cureus, Gentis Silesiae Annales (1571) und ist bis auf das vierte Wort, das im Druck bei Cureus Vicentini heißt, von Klose richtig wiedergegeben. Daß aber, wie Klose will, aus dieser Stelle geschlossen werden müßte, zur Zeit des Cureus wäre noch das Original vorhanden gewesen, erscheint doch wohl kaum zwingend und im übrigen behauptet Klose einige Zeilen weiter, in der­selben Anmerkung geradezu das Gegenteil, wenn er schreibt: „Schon vor dem Cureus war nur eine Kopie davon (d. h. von der Stiftungsurkunde) vorhanden, welche auch jetzt noch in der Matrica vom Frat. Nicol. Libental zu Ende des 15len Jahrhunderts geschrieben sich befindet“ ; also mit anderen Worten ist auch Klose, trotz der „Überredung“ des Cureus, der Meinung, es hätte bereits im 16. Jahrhundert nur unsere heutige Abschrift Liebentals bestanden. 7) Klose a. a. O. 8) Vgl. Sehles. Reg. n. 217, 257, 440 b von 1219 Okt. 18, 1222 Mai 19, 1234 Febr. 6.

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