Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)
AUER, Erwin M.: Die „Medaille“ der Bocholtz-Stiftung im Deutschen Ritter-Orden
166 Erwin M. Auer an Hand der im Zentralarchiv des Deutschen Ordens zu Wien vorhandenen Urkunden und Akten 7) aufzuhellen. I. Nach dem Westfälischen Frieden setzten in deutschen Landen verstärkte Bemühungen ein, möglichst viele Protestanten dem katholischen Glauben zurückzugewinnen. Im Zuge dieser Bestrebungen nahm sich der Altenbie- sener Landkomtur Bocholtz eines Edelknaben des Churfürsten der Pfaltz- Heidelberg namens Otto Edmund Freiherr von Roch au an8), der 1659 zum Katholizismus übergetreten war 9) und deshalb den Churfürsten vnd hoff, auch alle seine freundt vnd Verwandten verlassen mußte. Bocholtz wollte ursprünglich den jungen Edelmann, welcher ihm durch mehrere Jahre als Kavalier auf gewartet hatte, als Ritter in den Deutschen Orden aufnehmen, doch mußte er vorher, da Rochaus Mutter nit Teutschen ge- blüets, sondern Spannischen oder Portugesischen herkommens war, dessentwegen die hoch- und deutschmeisterische Dispens einholen. Diese wurde 1662 neben der Aufnahmsbewilligung mit dem Bemerken gewährt, dem Mittellosen sei zum Unterhalt ein gewißes Jährliches ad dies vitae oder biß derselbe etwo mit einer erträglichen Commenda versehen wirdt, zu rei7) Alle im folgenden nicht näher bezeichneten Archivalienzitate beziehen sich auf das Zentralarchiv des Deutschen Ordens, dessen Leiter Dr. Paul K 1 e t- ler die vorliegende, am 28. Juni 1953 abgeschlossene Arbeit in wirklich entgegenkommender Weise gefördert hat; hiefür sei ihm an dieser Stelle verbindlichst gedankt. — Das Archiv der Ballei Altenbiesen ist seinerzeit nicht zur Gänze durch Regierungrat Bachem (vgl. unten Anm. 78) nach Wien gebracht worden; vgl. E. G. Graf von Pettenegg, Die Urkunden des Deutseh- Ordens-Centralarchives zu Wien. Wien 1887, Bd. 1, S. VIII f. Unter den im „Rijksarchief in Limburg“ zu Maastricht aufbewahrten Archivalien der besagten Ballei befinden sich laut freundlicher Auskunft dieses Archivs vom 13. Mai 1953, ZI. 209—I—90 keine auf die gegenständliche Stiftung und ihre Medaille bezüglichen Stücke. In negativer Hinsicht vgl. auch J. Cuvelier, Archives de la Grande Commanderie de l’Ordre teutonique des Vieux-Joncs, conservées ä Düsseldorf, in: Compte Rendu des séances de la Commission Royale d’Histoire. Tom. 71, Bruxelles 1902, S. 275 ff. 8) Der Vater Johannes Zacharias Freiherr von Rochau, Großkanzler des pfälzischen Kurfürsten, war am 7. September 1754 gestorben (Altenbiesen, Karton blau 244, Fasz. Akten zur Gründung der Marschallstiftung der Ballei Altenbiesen, fol. 48v: Leichenpredigt und Genealogie); die Mutter war eine geborene Elisabeth Lopez de Villanuova (Ritterakten, R 30, No. 1476: Taufschein für Otto Edmund Rochau, Köln 1661 Juni 26, und die ebenda bruchstückweise erhaltene Genealogie). 9) Fasz. Marschallstiftung, fol. 48 v: Professio von 1659 März 6; daraus geht hervor, daß Rochau ursprünglich die Vornamen Otto Maximilian Albert trug und anläßlich seiner Firmung den Patennamen Edmund nach Otto einschob.