Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

BENNA, Anna Hedwig: Preces Primariae und Reichshofkanzlei (1559–1806)

Preces Primariae und Reichshofkanzlei (1559 — 1806) Von Anna Hedwig Benna (Wien). Das Ius primariarum precum an geistlichen Anstalten *) wurde von den römischen Kaisern und Königen nach ihrem Regierungsantritt, wie die Bestände des Reichshofrats und Reichshofkanzlei, die zahlreichen Bitt­briefe in den Empfängerarchiven sowie Kapitelprotokolle und Aufschwör­bücher beweisen, bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches geübt. Dieses Institut des deutschen Staatskirchenrechts wurde mit dem Heiligen Römischen Reich 1806 zu Grabe getragen* 2). Die Staatsrechtslehrer des 18. Jahrhunderts zählten das Erstbittrecht unter die kaiserlichen Regie­rungsrechte, allerdings war es kein jus Caesareum reservatum, da einer Reihe von geistlichen und weltlichen Fürsten ein Erstbittrecht in ihren Territorien zustand 3) und die Kaiser häufig auf die Nomination von Pre­1) Zur Rechtsnatur der Primariae Preces, vgl. Paul Hinschius, Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten 2 (1878), S. 639—649. Ulrich Stutz, Kirchenrecht (Enzyklopädie der Rechtswissenschaft hg. Holtzen- dorff 5, 1914), S. 335. Albert Werminghoff, Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter (Grundriß der Geschichtswissenschaft II/6, 1914), S. 54. Heinrich von S r b i k, Zum ius primariarum precum, ZRG KA 4 (1914), S. 488—92. Hans Bauer, Das Recht der ersten Bitte bei den deutschen Königen bis auf Karl IV. (Kirchenrechtl. Abh. hg. Stutz 94, 1919). Lothar Gross. Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V. (1930), S. XXVII. Hans Erich Feine, Papst, Erste Bitten und Regierungsantritt seit dem Ausgang des Mittelalters, ZRG KA 20 (1931), S. 1—101, Kirchliche Rechtsgeschichte 1 (1950), S. 319—320. Leo Santifaller, Das Brixener Domkapitel (1924—25), S. 220, Die Preces Primariae Maximilians I. (Festschrift zur Feier des Zweihundert­jährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, hg. Leo Santifaller 1, 1950), S. 578—580. 2) B a u e r, a. a. O., S. 1. 3) Dies ist auch die Auffassung von Georg Heinrich A y r e r, Commentatio iuris ecclesiastici publici ius primariarum precum, Gottingae 1740, S. 11.... ius primariarum precum est facultas, iis, qui iuribus maiestaticis gaudent et una persona constant, adeoque mutari possunt, competens personam idoneam in quolibet capitulo vel monasterio, ubi usu receptum est, sine iteratione, ad bene­ficium ecclesiasticum praesentandi. Ayr er bewarb sich selbst 1765 um die Preces an einem Hamburgischen Kapitel, erhielt aber nichts (Primae Preces, Fz. 1, Supplik 1765, IX. 23, 30).

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